Grand Prix von Ungarn: -Gasp!-

Das sind die Rennen für die man vermutlich jahrelang durch die Unterhaltungswüste der Formel 1 schreiten muss. Ich wage mal die Behauptung, die Zuschauer vor dem Fernseher sind noch fertiger als die Fahrer in den Wagen.

So geht Formel 1. Nicht monatelang überlegen, welche Durchmesser die Unterlegscheiben der rechten Zylinderreihe haben dürfen, sondern einfach paar Strafen verteilen und die Rennstrecke wässern.

Am Ende kommt ein knapp zwei Stunden dauernder Grand Prix heraus, bei dem es ohne schriftliche Aufzeichnungen gar nicht möglich ist, dass Rennen auch nur annähernd umfassend zu beschreiben. Nur ein Faktum: der theoretische Abstand in der Gesamtwertung zwischen Alonso und Schumacher schwankte in dem Rennen zwischen 3 und 18 Punkten!

Ein bizarrer Grand Prix seit dem Freien Training, als zuerst Alonso und später auch Michael Schumacher für regelwidrige Manöver mit zwei Sekunden für das Qualifying abgestraft wurden. Der Führende der Gesamtwertung Alonso musste von Platz 15, Schumacher von Platz 11 starten.

Und dann der Sonntag, an dem zu ersten Mal am Wochenende Regen einsetzte und alles übern Haufen geschmissen wurde. Stattdessen wurde die regennasse Fahrbahn und der Reifenpoker zum dominanten Faktor.

War es in den letzten Jahren eher so, dass Michelin allenfalls bei ganz schweren Regen mit Bridgestone mithalten konnte, haben sie diesmal bei Intermediates Bridgestone an die Wand gefahren. In der ersten Rennhälfte wurde der Regen sogar stärker, so dass einige Fahrer von Intermediates von Vollregenreifen wechselten. In der zweiten Rennhälfte war es genau umgekehrt: es galt den richtigen Moment zu finden um von den Intermediates bei einer immer trockener werdenden Fahrspur auf die Trockenreifen zu wechseln.

Garniert wurde es durch zahlreiche individuelle Fehler mit mehr oder weniger heftigen Konsequenzen.

Den optisch spektakulärsten Bock schoß Kimi Raikkönen, der kurz vor der Rennhälfte versuchte Liuzzi zu überrunden und ausgangs der Kurve kurz in den Rückspiegel blickte, während Liuzzi an den linken Rand fuhr und nicht beschleunigte. Als Räikkönen wieder nach vorne blickte, hatte er auch schon die rechte Hälfte von Liuzzis Wagen rasiert und schoss zwei Meter hoch in der Luft.

Schumacher und Alonso hatten schnell das Feld von hinten aufgerollt aber mit der Dominanz der Michelin-Intermediates kannte Alonso kein Halten mehr und fuhr dem Feld auf und davon, während Schumacher auf Platz 8 festhing und sich sogar von Alonso überrunden lassen musste. Die von Räikkönen verursachte Safety Car-Phase in Runde 31 kam Schumacher und Alonso gelegen. Alonso machte seinen ersten Boxenstopp und Schumacher konnte sich dadurch zurückrunden.

Mit abtrockener Fahrbahn schlug das “Reifenpendel” in die andere Richtung. Nun waren es die Bridgestone-Intermediates die teilweise vier Sekunden auf Michelin gut machen konnten.

Vorne wurde nun Alonso von Button und indirekt Schumacher gejagt. Die Rechnung von Renault schien zu sein, den zweiten Boxenstopp so weit hinauszuzögern, dass man auf Trockenreifen umsteigen konnte. Nach und nach wechselten immer mehr Fahrer auf die Trockenreifen, aber erst gegen Runde 50 waren die Zeiten denen der Intermediates deutlich überlegen. Schumacher kam in Runde 46 zum zweiten Boxenstopp rein und blieb auf seinen Intermediates. Alonso kam in Runde 52 rein, wechselte auf Trocken, fuhr raus, hatte mit seinen frischen Trockenreifen scheinbar Schwierigkeiten sich bei der Boxenausfahrt auf der nassen Spur zu halten, doch einige hundert Meter weiter wurde das ganze Elend deutlich: nach und nach sind bei Alonso die beiden Radmuttern der rechten Reifen rausgeflogen, Alonso musste den Wagen abstellen. Mit einem Mal wurde Schumacher auf Position 2 katapultiert und hätte den Abstand auf Alonso auf 3 Punkte verkürzt. Im Nachhinein wird vermutet, dass die eigentlich Schuldige eine gebrochene Antriebswelle war.

Aber die Fahrbahn wurde immer trockener und die Intermediates von Schumacher wurden schnell zu Slicks plattgerubbelt. Das Zeitfenster für Schumacher angesichts der von hinten sich rapide nähernden Meute aus De La Rosa, Heidfeld und Barrichello, noch einmal 20 Sekunden für einen dritten Boxenstopp zu opfern, schloß sich rapide und Schumacher hatte nur noch die Wahl mit seinen geschändeten Reifen mit Brechstange Platz zwei zu halten oder auf Nummer Sicher mit einem Satz neuer Reifen zumindest Platz vier oder fünf zu halten.

Ferrari entschieden sich für das Pokern. Um Runde 60 herum war De la Rosa an Schumacher dran. Dank der höheren Geschwindigkeit auf der Geraden konnte Schumacher sich 2-3 Runden lang der Überholversuche von McLaren-Mercedes erwehren, dazu zweimal grenzwertig über die Schikane geräubert, aber dann war De la Rosa durch.

Eine Runde später klopfte Heidfeld an, mit dem sich Schumacher schon eine Stunde vorher ein hartes Gefecht geliefert hatte. Heidfeld machte kurzen Prozeß und überholte Schumacher recht humorlos in der Schikane. Michael Schumacher dittschte dabei irgendwie irgendwo an, bekam wohl Probleme in der Aufhängung und musste den Wagen in der Boxengasse parken. Schumacher ohne Punkte. Es bleibt beim 11 Punkte Abstand zu Alonso.

Button gewinnt ungefährdet, De la Rosa auf Zwei und Heidfeld auf Drei.

Viel diskutiert ob Ferrari nicht hätte Schumacher noch ein drittes Mal an die Boxen für frische Reifen hätte holen müssen. Ich glaube es war okay, nicht Reifen zu holen, denn dann hätte man vermutlich auch noch Barrichello passieren lassen müssen. Die Frage muss eher lauten, ob Schumachers kämpferische Fahrweise zu dem Zeitpunkt noch angebracht gewesen war, zumal Schumacher und Heidfeld sich schon zuvor im Rennen hart gebalgt haben.

Hungaroring mal anders. Hungaroring mal auf spannend. Tat mal wieder not.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Unglaublich. Mir auch

  3. Dumm gelaufen!
    egal… Mund abputzen und weitermachen.

  4. Monaco ’96

  5. Mal was neues ;-)

  6. […] wenn es eine Strecke gibt, die prädistiniert ist, die Langeweile vom letzten Sonntag noch einmal zu überbieten, dann die Staubpiste aus der Puszta.

    So kann man sich täuschen… :-)

  7. Schön, dass es den Regen gibt … sehr unterhaltsam.

    Vielleicht sollte man wie beim Hockey die Sportstätte künstlich bewässern…

  8. Wer nicht wagt, verliert.
    Wer nicht will untergehen, muss vor- und rückwärtssehen.

    Und das ist das Problem von Schumi. Jede Seite hat zwei Medaillien. Das Optimum rauszuholen muss nicht immer das Beste sein

    Und Hinterher ist man immer schlauer !!! ))

  9. Kleine Korrektur bzw. Anmerkung:

    Schumacher nahm nicht beim zweiten Stop die Intermidiates, sonder behielt seine alten Reifen.
    Die waren zwar schon leicht abgefahren, vermochten aber auf der halbtrockenen Strecke schneller zu sein als neue Intermediates (weniger Profil, warm gefahren, Luftdruck eingependelt usw.) … aber dafür nutzten sie dann umso schneller ab.

    Der Schaden an Schumachers Ferrari entstand tatsächlich beim Platzkampf mit Heidfeld. Jener bremste enorm spät und rutschte in der Kurve noch ein wenig und damit gegen das Vorderrad von Schumacher, was wohl dessen Spurstange zum Brechen brachte …

  10. Endlich mal wieder ein interessantes spannendes Rennen mit allem was dazugehört :)

  11. Ich würde die Heidfeld-Nummer gern aus der Schumi-T-Cam sehen, gab’s das bisher irgendwo?

    (Ich habe nur die Hubschrauberbilder gesehen und da sah es aus, als ob es ein Rutscher Heidfelds war bzw. Schumacher das Pech hatte, diesmal die Schikane wirklich (hinter Heidfeld) durchfahren zu wollen.)

  12. @Deslizer: Re: zweiter Schumacher-Stopp.
    Stimmt, er blieb, wie einige andere Fahrer vor und nach ihm, auf seinen benutzten Intermediates. Ich habs korrigiert.

  13. Hah! Sehe ich drüber bei mir ganz anders. Da fällt Alonso das erste Mal seit der letzten Saison mal aus und Ferrari wirft es weg. Sie hätten spätestens nachdem sie sahen, dass Massa 2 Sekunden schneller als der Chef unterwegs war, Schumacher reinholen müssen. Das Schumacher am Ende sich mal wieder nicht überholen lassen wollte, ist dann noch eine andere Sache. Das war ja ungefähr so, als würde er in einem Aguri sitzen. Selber schuld, aber angesichts des Ausfalls von Alonso wirklich himmelschreiend dämlich. Man hätte mindestens vier Punkte aufholen können. Jetzt reicht Alonso wieder ein zweiter Platz in jedem Rennen. Und was auch wichtig ist: das psychologische Duell geht klar an Renault.

  14. laut SPON ist Schumi durch die Disqualifikation des BMW-Fahrers Kubicka doch noch zu einem WM-Pünktchen gekommen:

    http://www.spiegel.de/sport/formel1/0,1518,430371,00.html

  15. Prima, dann haben ihn die 80-Mio-€-Bayern nur 4 Meisterschaftspunkte gekostet. (Und Jean Todt dürfte sich in den Hintern beissen, dass er Massa nicht auch 3 Runden vor Ende reingeholt hat, so dass sie “richtig herum” auf 7 und 8 Stünden)

    10 Punkte, 5 Rennen – Schumacher hat es wieder in der Hand.

  16. Gerade wurde im Radio gemeldet, dass BMW den Vertrag mit Villeneuve vorzeitig aufgelöst hat, neuer Stammfahrer ist Kubica.

  17. Wirklich schade, damit verliert die Formel1 nach Montoya einen weiteren Charakterkopf.

    Dabei schien es diese Saison wieder besser zu laufen für Villeneuve, der doch in dem ein oder anderen Training Heidfeld hinter sich halten konnte (letzte Saison war ja eher enttäuschend).

  18. In den Qualifyling-Duellen führte Villeneuve 7:5 gegen Heidfeld.

  19. Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass BMWs Sponsoren sehr glücklich über diesen Wechsel sind.

    Jetzt haben Intel, Petronas und nicht zuletzt auch BMW selbst zwei Stilles-Wasser-Flaschen als Fahrer, die soviel positive Emotionen wecken wie eine handelsübliche, nicht glasierte Tonvase.

    Da kann man nur hoffen, dass einer der beiden am Saisonende wieder aus dem Cockpit muss, so eine lahme Paarung ist ja kaum zu ertragen.

  20. Der wohl spannendste Grand Prix seit langem! Herr schenke uns für alle weiteren Rennen unbeständiges Wetter – nur hier kann man sehen, welches Team und welcher Fahrer wirklich weltmeisterlich fährt!

  21. halli hallo

    mal ein kommentar in einer etwas anderen richtung… ich weiß ja nicht wem von den
    aufmerksamen zuschauern es noch aufgefallen ist… aber dieser vollbehinderte Kai Ebel hats doch tatsächlich am sonntag geschaft sich vollends unglaubwürdig zu machen… ichwar grad am schreibtisch beschäftigt un bekam den anfang des interviews nur vom hören her mit, kann mich zwar nichtmehr an den genauen wortlaut erinnern, dass ist aber auch nicht ganz so wichtig… es fing an mit einer ankündigung, dass er jetzt einen star aus gewissen filmen interviewen will die nicht für jugendliche sind… das war schon das erste mal, das ich aufgehörcht hab… wer sollte das denn nu wieder sein… dolly buster… die ehemalige gina wild… oder wer nun wieder… nein viel besser… es sollte der bekannteste pornostar von europa, Rocco Siffredi sein… jedem der sich etwas in dem bereich auskennt wird ihn kennen!… nun begrüßte kai ebel auch den zu interviewenden noch großartig mit Rocco Siffredi usw… in dem moment drehte ich mich natürlich rum und fragte mich ca. 1 sekunde Später wer das überhaupt war… da hat es doch kai ebel geschaft, irgendeinen scheinbaren VIP mit Rocco Siffredi zu verwechseln ?! der ihm aber auch in keinsterweise ähnlich sah… es ist ja schön, dass uns kai ebel seine pornoleidenschaft beweist, aber ich frage mich trotzdem was sich dieser arme Italiener gedacht haben muss hier mehrmals! mit Rocco Siffredi angeredet zu werden… naja … witzig wars auf jedenfall..

    und für die leute die nicht ganz auf der höhe sind…

    http://d.orgazmik.com/sextrends/biography/Rocco%20Siffredi/1022.htm

    kai ebel pornostar…

  22. @Rocco

    Da fehlt mir jetzt ein Bild von Kai Hobel mit seinem Schwanzarbeiter, den er in der Puszta aufgesammelt hat.

    Obwohl ich mich schon frage, warum er -wenn er sich schon solche Leute zu Interviews holt, was, nebenbei bemerkt, normalerweise zum Rauswurf führen sollte- es nicht wenigstens geschaft hat, eine entsprechen gebildete Frau aufzusammeln. War Ungarn nicht das Silikon Valley Europas?

  23. tja, das Bild fehlt mir auch leider… wenn ich etwas mehr auf zack gewesen wäre, hätte ich es aufgenommen… :-(

  24. nun noch eine ganz andere anekdote… gibt man rocco und kai ebel bei google ein, stellt man fest, dass man auf die wikipedia-seite von 1964 geleitet wird, in dem beide geboren sind… ;-)

    und scheinbat haben es noch mehr gesehn …

    http://pleitegeiger.mybigmouth.net/?p=467