N’Abend: NHL, Bundesliga, GP2, IRL
Die beiden Overtimes in den NHL-Playoffs haben heute tüchtig meinen Zeitplan durcheinander gesägt. Jetzt bin ich, dank Forward-Taste, einigermaßen im Bilde.
Beide übertragenen Spiele von gestern Nacht, waren nicht der Renner.
Titelfavorit Detroit Red Wings brauchte in Game 1 zwei Overtimes um Edmonton mit 3:2 zu schlagen.
Detroit war nicht so dominant wie erwartet, Edmonton nicht so wackelig wie erwartet. Die Red Wings begannen stark und gingen schnell mit einem ersten Power Play 1:0 in Führung. Edmonton schwamm mächtig, hatte beim Power Play Schwierigkeiten den Puck aus dem eigenen Drittel zu befördern.
Doch der Knick der Red Wings kam ungefähr Mitte des ersten Drittels nach einer eher flau durchgespielten Power Play-Situation. Detroit verlor immer mehr seine Linie und machte viele Fehler im Aufbauspiel. Dem Spiel ging jegliche Intensität flöten und das half den Oilers die durch zwei Power Plays in Führung gingen. Detroit glich im 3ten Drittel aus.
Detroit war zwar überlegen und gab doppelt so viele Schüße wie Edmonton ab, aber es gab nur selten Phasen wo man wirklich das Gefühl hatte, dass die Oilers nun reif wären. Die Red Wings ließen sich einlullen: DET mit nur 7 Schüssen im 3ten Drittel. Das beste Power Play der Liga mit nur einem Tor bei sechs PPs. Erst in der Overtime gelang es den Red Wings den Druck zu erhöhen und sich und die Zuschauer wieder ins Spiel zu bringen. Edmontons Goalie Roloson hielt was zu halten war: 57 Schüsse für DET und 25 für NSH.
Calgary – Anaheim 2:1 in OT. Man merkte der Partie an, dass die Flames kein Offensivwunder sind. Man hatte den Eindruck als wolle man das Spiel mit dem Tor aus Mitte des zweiten Drittels nach Hause schaukeln, aber Anaheim glich durch ein völlig schräges Tor Mitte des dritten Drittels aus: ein Schuß von rechts wird durch einen Schläger von Calgary in die Luft gelenkt und Friesen verlägert mit seinem Schläger diesen Luftschuß ins Tor von Kiprusoff. Neun Minuten in der Overtime konnten die Flames das entscheidende Tor machen.
Alles andere als eine dominante Vorstellung der Flames. Das Spiel wurde von beiden Seiten sehr vorsichtig geführt, so als ob bereits kleinste Fehler die komplette Serie entscheiden könnten.
In den anderen Hallen konnte Nashville überraschend San Jose 4:3 schlagen. Die Sharks-Stars Joe Thornton und Jonathan Cheechoo konnten auf sich gerade einmal einen Assist buchen. Der dritte Mann dieser unglaublichen ersten Line, Nils Ekman machte immerhin ein Tor. Aber der wirkliche “Killer” für die Sharks war das schlechte Penalty-Killing. Alle vier Predator-Tore waren Power-Play-Tore. Die Preds mit vier in sieben PPs. Die Sharks umgekehrt nur mit einem Tor in sechs PPs.
Tampa Bay trat in Ottawa überraschend gelassen auf, mit viel Puckkontrolle und traf Ausgangs des ersten Drittels in Überzahl zum 1:0. Ottawa wackelte und wankte, aber der Knoten platzte im dritten Drittel und man gewann noch mit 4:1. Das bekannte Problem der Lightning: schwaches Power Play. Nur ein Tor in 9 PPs. Umgekehrt ist es für die Senators bedenklich, dass sie neunmal in die Strafbox gehen mussten.
Bundesliga
Der HSV verliert gegen Leverkusen 0:2. Und es lag nicht daran, dass dem HSV bis auf Demel alles ausgefallen ist, was im Mittelfeld defensiv spielen kann (Wicky, De Jong, Beinlich plus van Buyten und van der Vaart). Vielmehr war es diesmal die recht einfallslos vorgetragene Offensive.
Die linke Seite war nahezu ein Komplettausfall. Atouba hat nicht die Traute (oder taktische Vorgabe) links Flankenläufe zu machen und Trochowski wirkte wie ein Fremdkörper. Es wurde viel über die Mitte versucht, aber je länger das Spiel dauerte, desto ausschließlicher lief das Spiel über rechts nach Schema “M”: Mahdevikia bekommt den Ball und zieht entweder 25m vor dem Strafraum innen rein und fummelt sich tot (kein Bigamisten-Witz) oder läuft bis zur Grundlinie und versucht zu flanken, passen oder einen Eckball herauszuholen.
Das zweite Problem greift hier ein: der Sturm besteht mit Ailton und Lauth aus zwei sehr ähnlichen Stürmertypen. Die brauchen Platz, die brauchen Geschwindigkeit, die müssen geschickt werden. Es sind aber nicht die “Strafraumstürmer” die Bälle einnicken oder Querschläger verwerten. Von der Sorte gab es heute nur (schauder) Takahara, der bißchen was mit dem Kopf macht, und Barbarez. Barbarez war wiederum vollauf beschäftigt im Mittelfeld die Bälle zu verteilen.
Mit dem Wissen wie das Spiel gelaufen ist, kann man im Nachhinein sagen: der Todesstoß für den HSV kam bereits nach zirka 15-20 Minuten, als Ailton zwei sehr gute Chancen nicht verwerten konnte und Leverkusen 1:0 in Front lag. Bei einem Ausgleich des HSVs wären die Räume offen geblieben und Ailton & Lauth hätten Luft zum Atmen bekommen. So aber spielte sich das Spiel auf immer engerem Raum ab.
Ist die Meisterschaft damit “verspielt”? Nö. Erzähl mir keiner, dass die Bayern nicht in Lautern und zuhause gegen Dortmund verlieren können. Hypothetischer Treppenwitz wenn Bayern am letzten Spieltag gegen Dortmund die Meisterschale verliert: wenn ich mich richtig erinnere, hat sich der HSV zweimal an letzten Spieltagen von der Borussia abschlachten lassen und damit Meisterschaften zu Gunsten von Mannschaften (ich glaube einmal Bayern und einmal Dortmund) entschieden.
Umgekehrt könnte alles auch auf ein Endspiel um die direkte CL-Quali zusteuern, wenn der HSV Werder empfängt.
Diesmal habe ich kaum gezappt, so dass ich nicht viel von den anderen Spielen mitbekommen habe, nur ein bißchen von Köln und Duisburg. Auf ein Wort, Kölner: die Feierlaune ausnutzen und ein Vereins/Schunkellied über die Stadion-PA abzuspielen, während der Duisburger Torwart verletzungsbedingt behandelt wird, halte ich für unterirdisch.
Es war ein bizarrer Spieltag für die Kellerkinder: 17ter Köln gewinnt, 16ter Lautern gewinnt, 15ter Wolfsburg gewinnt, 13ter Frankfurt gewinnt. Von den unteren sechs Mannschaften hat nur eine, Duisburg, verloren.
Für Köln ist es natürlich ärgerlich, dass sich der Abstand auf den 15ten Platz eventuel (je nachdem wie Mainz gg. Bayern spielt) nicht verändert. Aber ich wiederhole nochmal was ich im Februar gesagt habe: wenn der Latour diese im Winter windelweich geprügelten Kölner in der Spielklasse hält, ist er für mich der Trainer des Jahres.
Ein neuer Trainer, vorallem ein derart “lauter” bzw. über die Motivation arbeitender Trainer hat normalerweise nur ein kleines Zeitfenster in der seine “Medizin” zu wirken anfangen muss, damit der Trainer glaubwürdig bleibt. Nicht so bei Latour: sieben Spiele hat Latour gebraucht um den ersten Sieg einzufahren. Teilweise waren es völlig abstruse Spiele wie die 0:2-Niederlage in Gladbach, die das Wort “ungerecht” neu definierte.
Aber Latour könnte zuwenig und zu spät sein. Kölns nächste zwei Gegner: HSV und Werder.
GP2, Rennen 1 in Imola
Ich weiß ja nicht was ich von der GP2 halten soll. Irgendwie sind die Fahrer mitunter angenehm angriffig, fahren mit dem Messer zwischen den Zählen, andererseits werden Überholmanöver an Stellen und mit Mitteln versucht, dass es eher nach Kindergeburtstag auf der Cart-Bahn aussieht.
Dazu kam aufgrund des Zwangsboxenstopps und einer mehr als chaotischen Regie, ein völlig unübersichtliches Rennen. Ich habe das Rennen als Aufzeichnung bei EUROSPORT 2 gesehen und die Jungs wussten z.B. selber nicht warum Lewis Hamilton plötzlich weg war (disqualifiziert weil Safety-Car überholt).
Polesitter Gianmaria Bruni gewann vor Michael Ammermüller. Piquet Jr. der phasenweise Zweiter war, fiel mit technischen Problemen zurück. Timo Glock, der das Rennen aus der Boxengasse startete, wurde, nicht uletzt dank zahlreicher Ausfälle, noch Siebter.
IRL aus Motegi
So muß die Hölle aussehen: es gibt ein halben Tag altes IRL-Rennen, die Boost-Button-Twins kommentieren aus einem kleinen Container in München, die Bildschirmeinblendungen sind ausgefallen und es gibt keine Tonoption mit englischen Kommentar. Zum Glück fuhr Timo Scheider nicht auch noch mit.
Nach 17 Runden war der Alptraum zumindest ein klein bißchen zu Ende und die Schrifteinblendungen waren wieder da. Die Boost-Button-Twins blieben aber.
Das Rennen war höllisch langweilig. Kein Wunder dass die Quoten in den Staaten schlecht sind. Es gewann Helio Castroneves, der in 184 von 200 Runden das Feld anführte. DAS nenne ich langweilig. Dan Wheldon rauschte 6, Tony Kanaan 8 Sekunden dahinter rein. Castroneves führt damit die Gesamtwertung bei 146 Punkten mit 42 Punkten an! Er müsste also schon einmal komplett ausfallen, damit Wheldon an ihn vorbeiziehen kann.
Reaktionen
Den Aussagen zu GP2 und IndyCar kann ich nur zustimmen, und für mich als Fußball-Verweigerer (Werder ja erst morgen) gab’s dabei auch die doppelte Ladung von den ‘twinnies. Zusammen 3 1/2 Stunden. *puh*
GP2: Dieses Jahr scheinbar nur gut für Start-Ziel-Siege, dazu das halbe Feld so abgeklärt wie ein Formel BMW ADAC Frischling. Timo Glock ist der neue Timo Scheider, Michael Ammermüller auf #3 (bzw. nach Nelsinhos Abfall sogar #2) wurde größtenteils ignoriert.
IndyCar: Und Danitca P. ist die neue Timo Scheider. Es wird endlich Zeit für die Wiedervereinigung.
Und irgendwann hoffe ich zu verstehen, warum Herr Heidfeld ständig unmotivierte Trivialitäten einwirft. Fängt der doch tatsächlich 5 Runden vor Ende eines 200-Runden-Rennens an, über die Indy 500 zu plappern. *argh*
So, jetzt weine ich erstmal bis zum NASCAR-Start in mein Kissen …
IRL: Schlechte Bildqualität, die beiden Deppen und ein echt langweiliges Rennen. Brauchte keiner. Bei mir ging der US Ton. Allerdings war der auch nicht besser. Beim Unfall von Enge und Carpenter am Anfang brauchen die beiden “Experten” ne halbe Ewigkeit um festzustellen, dass es zwei Autos waren. Am Ende waren beide offenbar auch so gelangweilt, dass sie den Zieleinlauf nur noch knapp kommentierten – ohne die gelangweilten Stimmen zu heben.
Das mit der Regie bei der GP2 war mir auch aufgefallen. Allerdings auch die wilden Kamaraschwenks, die es schon während der gesamten Trainingssession gab. So bald ein Ferrari auch nur anrollte, wurde hektisch rumgeschnitten. Schumachers letzte und schnellste Runde in der letzten Session verpennte man allerdings komplett. Das wird morgen eine Übertragung, die nicht die Nerven schonen wird. Machen die Italiener aber meistens. Immer rundenlang den Führenden zeigen, sonst nix.
Nachdem Hamburg ja heut Punkte liegen gelassen hat, würde ich (obwohl Bayern-Fan) morgen Mainz tatsächlich noch das Unentschieden gönnen. Dieser Verein ist einfach zu sympathsich, um absteigen zu dürfen. Und, dass Bayern tatsächlich Meister wird, ist für mich immer noch nicht 1000%ig sicher (zwar sind die Chancen ganz klar gestiegen, aber sie sind derzeit wirklich unberechenbar…)
Hypothetischer Treppenwitz wenn Bayern am letzten Spieltag gegen Dortmund die Meisterschale verliert
Hoffentlich wird das noch Wirklichkeit. Auch wenn’s egoistisch von mir ist… bin mit der gesamten Familie in München bei dem Spiel und würde mich richtig freuen, wenn a) dort Dortmund überraschenderweise gewinnt und b) Bayern dadurch NICHT Meister wird…