Ottawa Renegades ausgestossen

Unschöne Entwicklung in der CFL, die Mitte Juni ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen wird und nächsten Monat mit ihren Trainingscamps anfangen wird.

Die Canadian Football League beschloß die Franchise der Ottawa Renegades für die Saison 2006 auf Eis zu legen.

Es ist der Schlußpunkt einer Geschichte die man eigentlich mit dem Jahr 1991 und der Person von Bernie Gliebermann beginnen kann.

Gliebermann ist ein älterer Bauunternehmer aus Detroit und kaufte 1991 die damals mit 1 Mio CAN$ (850.000 US$) verschuldeten Ottawa Rough Riders für einen Dollar auf. Er wurde schnell euphorisch gefeiert, denn in der ersten Saison schlossen die Rough Riders zum ersten Mal seit 12 Jahren nicht mit einer losing season ab. Doch dann begann der rapide Absturz. Bernie Gliebermann betrieb Mikromanagement und quatschte den Coaches in die Aufstellung rein, während sein Sohn Lonnie reihenweise die Cheerleaders vernaschte. Die Öffentlichkeit war verärgert und Gliebermann drohte mit den Rough Riders in die USA zu ziehen.

Stattdessen verkaufte Gliebermann 1993 die Rough Riders und nahm an der CFL-Expansion gen USA teil und baute in Louisiana die Shreveport Pirates auf. Obwohl von Aufbau kann nicht die Rede sein. Es war die wohl erfolgloseste Franchise der CFL in den USA und 1995 wurde der Laden wieder dicht gemacht.

Der dritte Auftritt der Gliebermanns in der CFL begann vor 11 Monaten im Mai 2005 als er die Ottawa Renegades übernahm. Gliebermann übernahm eine erst vier Jahre alte Franchise die aber gleichzeitig als Problemkind der Liga galt. So fanatisch die Fans waren, die Zuschauerzahlen blieben unter den Erwartungen.

Mit Gliebermann wurde es nicht besser. Zuviel verbrannte Erde hatte Gliebermann in Ottawa hinterlassen und seit seinem Kauf im Mai 2005 fing er wieder zu zündeln an. So wurde schnell ein alter Freund, Forrest Gregg als VP of Operations installiert. Gregg war erfolgloser Headcoach bei den Shreveports Pirates und seitdem, also knapp zehn Jahre, völlig aus dem Football-Geschäft draussen. Daher war die Besetzung des VP-Postens mit Gregg sehr erstaunlich. Gliebermann Jr. wurde gleich zum President gemacht.

Die Gliebermanns versuchten mit verunglückten Aktionen ein jüngeres Publikum anzuwerben. Nach der 7-11-Saison wurde der populäre Coach Joe Paopao entlassen.

Im März diesen Jahres ging es dann Hals über Kopf. Lonnie Gliebermann trat zurück und Liebermann Senior plus Kompagnon unterrichteten die Liga am 20.3. davon, nicht mehr weiter in die Ottawa Renegades investieren zu wollen. Der Verlust belief sich 2005 auf 4 Mio CAN$ und für 2006 wurde ein Verlust von 5-6 Mio erwartet. Ein Kompromißangebot von Gliebermann, die Liga möge mit einem 2 Mio-Kredit aushelfen, wurde zwei Tage später von den Teambesitzern abgelehnt. Die Renegades wurden damit offiziell zum Verkauf angeboten.

Da sich in der Kürze der Zeit – eine komplette Saison musste ja für alle Beteiligten vorbereitet werden – kein Käufer finden ließ, wurde die Franchise auf Eis gelegt:
die Spieler wurden per Zusatzdraft (“dispersal draft“) auf die anderen Mannschaften verteilt.

Die Winnipeg Blue Bombers werden aus der Western in die Eastern Division rutschen. Die Preseason-Spiele werden etwas anders verteilt, das Atlantic Exhibition Game wurde abgesagt.

Im Zuge des Einfrieren der Renegades gilt es auch als sicher, dass der auslaufende Vertrag vom Commissioner Tom Wright von den Teambesitzern nicht verlängert wird.

Wright ist höchst umstritten gewesen. Die einen rechnen ihm hoch an, dass er in schwierigen Zeiten die CFL konsolidierte, vorallem da die Franchises in Toronto und Hamilton kurz vor dem KO standen. Für andere ist er am Desaster in Ottawa schuld und zeige zuwenig Vision für eine längerfristige Perspektive.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Der American Football hat es außerhalb der Staaten wohl extremst schwer. Was würde ich für eine “eigenständige” Liga ala CFL geben. Wer die Veranstaltung der NFLE gestern in Hamburg verfolgt hat wird mich da schon verstehen.

    Traurig, traurig.