Zeilensport: Über Poldi und Kloppi
Heute sind zwei amüsante Artikel zum Thema Fußball erschienen.
Michael Eder war für die FAZ dabei, als Mainzens Jürgen Klopp Gast an der lokalen Sport-Universität war und unter Beisein vom Professor Michael Macsenaere zum Thema “Mentales Coaching im Profifußball” referierte: “Der magische Klopp”
Am vergangenen Samstag haben die Mainzer in München ein prima Spiel geliefert. 1:2 verloren, aber den großen Meister mit mutiger Offensive in arge Bedrängnis gebracht. Den Mainzer Studenten gab Klopp einen Einblick in die Vorbereitung auf dieses Spiel. Gewöhnlich stelle er ein Video zusammen, das die Schwächen des Gegners zeige. “Es ist gar nicht so einfach, ein Band zusammenzuschneiden, auf dem der Gegner gar nichts mehr kann. Wir können das, wir sind wahre Meister darin.” Nur: Bei den Bayern hat das nicht geklappt, deshalb gab es keine Bilder. Statt dessen ein anderer psychologischer Ansatz: “Man muß sich Dinge vorstellen, damit sie eintreten können.” Deshalb saßen sie in der Kabine und malten sich den Sieg aus. “Wir phantasierten uns auf Augenhöhe”, sagt Klopp. “Wir haben uns vorgestellt, denen richtig einen vor den Latz zu knallen.”
Mehr zum mentalen Training im Sport gibt es in einem Artikel der Sonntags-FAZ vom 20.11.2004. Nicole Geffert und Karsten Mentasti in “Briefe an dich selbst” (via Goethe-Institut, das im Übrigen ein nett zu lesendes Archiv von Fußball-Artikel hat)
In der Frankfurter Rundschau bringt Moritz Küpper ein originelles Portrait über Lukas Podolski, “Gottes linker Fuß”. Originell, weil Moritz Klüpper den Umweg geht und drei Wegbegleiter von Podolski skizziert: Ralf Krutwig, Jugendtrainer beim 1.FC Köln, Marcel Koller, Ex-Trainer beim FC, der Köln zum ersten Mal in die Bundesliga schmiß und Podolskis Manager Kon Schramm: “Gottes linker Fuß”
[Marcel Koller] bekam eine Videokassette: Länderspiel der U 19, Deutschland gegen Luxemburg, Endstand 6:0. Podolski hatte vier Tore erzielt. Koller wurde neugierig und schaute abends beim Training der Amateure vorbei: “Seine außergewöhnliche Technik und der starke linke Fuß haben mich überzeugt”, sagt er. “Ich dachte mir, den Jungen könnte man mal mitnehmen.” Also bat er Podolski in sein Büro und lud ihn ein, mit ins Trainingslager nach Hennef zu fahren. Schönen Dank und auf Wiedersehen, sagte Podolski. “Der Junge hat sich richtig gefreut”, erinnert sich Koller, “aber wir mussten noch klären, ob er in der Schule frei bekam.” In den vier Tagen Trainingslager spielte sich Podolski ins Team – und wurde unverzichtbar. “Ich konnte ihn nicht mehr hergeben”, sagt Koller.
Zehn Tage später debütierte Podolski gegen den HSV und spielte “genauso wie in der A-Jugend”, sagt Koller. Nach dem Derby-Sieg zum Rückrundenauftakt gegen Mönchengladbach kannte der Hype keine Grenzen mehr. “Da wurde es schwerer für ihn”, sagt Koller, “er war nicht mehr der Lukas, den keiner kennt.” Aus Lukas, den keiner kennt, wurde Gottes linker Fuß. Koller nahm ihn damals zur Seite und verlangte, er müsse mehr tun für den Erfolg.Koller rührt in seiner Tasse Kaffee: “Was mich überraschte: Er konnte es, er konnte zulegen.” Noch heute schreiben sich Koller und Podolski Kurzmitteilungen, telefonieren. Obwohl sich ihre Wege 2004 nach Kollers Entlassung trennten, wird sein Name immer mit Podolskis Karriere verbunden sein. Koller zuckt mit den Schultern. Er weiß es.
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