Here we go: Startschuß für die TV-Rechte-Verlosung
Die ausgeschriebenen Rechte-Pakete sollten streng geheim bleiben. Folgerichtig ist heute morgen in nahezu jeder Tageszeitung eine komplette Auflistung der von der DFL angebotenen Übertragungsmodelle zu finden.
Von Seiferts feuchtem Traum der “1 Milliarde” ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die unisono verbreitete Schätzung: 400 Millionen p.a.. Das sind knapp 40% von der von Seifert genannten Summe. Wie war noch einmal die Klassifizierung von FAZens Roland Zorn von Seifert: “[der] jugendlich-professionell anmutender Nachfolger Christian Seifert steuert den neuzeitlichen Rechtehandel mit einer in Fußballerkreisen bisher kaum bekannten Diskretion.“. Wir sollten ihn vielleicht ab heute “40%-Seifert” nennen. Bekommen Sie einen DFL-Geschäftsführer zum Preis von zwei.
Die vorgeschlagene Aufsplittung des Spieltages ist überraschungsarm und bewegt sich exakt entlang meiner Spekulation vor Wochen und Monate: zusätzlich zum vorhandenen Samstags-15h30 und Sonntags-17h30-Termin wird eine zusätzliche Partie für den Freitag und frühen Samstag Abend angeboten.
Die DFL bietet in ihren Ausschreibungsunterlagen sechs Modelle von A bis F an, jeweils zu “Regelspielplänen” gepaart.
Die konservativen Modelle A und B (“Regelspielplan 1“) sehen wie bislang Sa 15h30 und So 17h30 vor. Modell A erlaubt Free-TV-Zusammenfassungen ab 18h30 und Modell B erst ab 22h00.
Modell C und D nenne ich mal “Freitags-Modelle” (“Regelspielplan 2“), bei dem gemäßigt an der Schraube gedreht wird: ein Samstagsspiel wird auf Freitag 20h30 verlegt. Auch hier: C und D unterscheiden sich ansonsten nur durch den Zeitpunkt der Free-TV-Auswertung.
Modell E und F sind die beiden progressivsten Modelle (“Regelspielplan 3“) die neben dem Freitagsspiel die Verlegung einer weiteren Sa-15h30-Partie vorsehen, als Samstags-“Match of the Day” um 18h30.
Die Motivation der Spieltermine liegt klar auf der Hand: mehr Spieltermine um mehr Spiele und mehr Exklusivität zu verkaufen. Der Freitagstermin war in einigen Regionen Deutschlands (vorzugsweise West- und Norddeutschland) recht populär, weswegen er recht problemlos durchgesetzt werden kann.
Woher noch einen zusätzlichen Termin nehmen? Vor dem 20h30-Termin am Samstag und Sonntag hat die DFL zurecht zurückgeschreckt. Zu schlecht waren die Erfahrungen die man 2000/2001 mit der Prime-Time am Samstag gesammelt hat. Gegen Wetten, dass… am Samstag oder Tatort am Sonntag zu laufen, ist hoffnungslos.
Dagegen bot sich der 18h30-Termin am Samstag m.E. geradezu an. Nach Spielende ist der Abend für die Stadionbesucher noch nicht gegessen (zumindest wenn die eigene Mannschaft gewonnen hat). Die Konkurrenz im Fernsehen hält sich in Grenzen (vulgo: “läuft nur Scheiße”).
Sowohl das Freitagsspiel als auch das Sa-18h30-Spiel sollen auch als Free-TV-Übertragung angeboten werden.
Free-TV-Zusammenfassungen
Die einzelnen Varianten unterscheiden sich, ab wann das Free-TV welche Spiele zusammenfassen darf. Allen sechs Modellen ist gemein:
– Vom Freitagsspiel wird es frühestens am Samstag eine Zusammenfassung geben.
– Von den Sonntagsspielen wird es vor 22h keine Zusammenfassung geben.
Offen ist nur der Samstag. Im Prinzip geht es nur um die Frage 18h30 oder 22h (Variante “D” außer Acht gelassen).
Die Mitspieler
Ich bleibe dabei: im Pay-TV gibt es nur einen seriösen Kandidaten, und das ist PREMIERE. Kabel Deutschland, wenn sie denn wirklich sich um die TV-Rechte bewerben, ist mit seinem Verbreitungsgrad von zirka 30% kein Kandidaten für umfassende TV-Rechte, allenfalls einer Liveübertragung des “Match of the Day” oder des Freitagsspiel.
Letztendlich steht und fällt das gesamte Angebot mit dem Willen von PREMIERE Geld rauszuhauen. Die Diskussionen im Vorfeld haben deutlich gemacht: würde PREMIERE Free-TV-Zusammenfassung auf 22h verdrängen wollen, müssten richtig viele Scheine hingelegt werden um etwaige Reduktionen von Sponsorengelder (weniger Präsenz im Massenfernsehen) zu kompensieren.
Ich traue PREMIERE diesen Schritt zu. Der Kauf der Free-TV-Rechte der Champions League hat aufgezeigt, dass PREMIERE und sein Sportchef Hans Mahr Willens sind, richtig hinzuklotzen. Hans Mahr ist eher ein Mann der großen Züge als des kleinen Karos. Ob aber der Scheck ausreicht um auch die DFL von der Verknappung von Free-TV-Zusammenfassung zu überzeugen… Zumindest wird es ausreichen um Kabel Deutschland aus dem Markt zu halten und dem Free-TV das Leben schwer zu machen an Live-Übertragungen ranzukommen.
Da es im Interesse aller Beteiligten liegt, mehr Spieltermine zu bekommen, halte ich das Modell A und B für tot.
Ob es nun C/D (Fr) oder E/F (Fr + Sa) wird, hängt von den Privatsendern RTL, SAT.1 und DSF ab. Was läuft im Free-TV besser: Fußball-Spiel am Freitag Abend oder am frühen Samstag Abend? Mein Gefühl sagt mir: es treibt zumindest RTL und SAT.1 eher zu einem Freitagsspiel. Der Termin besitzt mehr Erfahrungswerte.
RTL und SAT.1 dürften gleich nach Fußball hungrig sein. RTL geht nach dem Absturz von Beachvolleyball und Skispringen sowie dem fortschreitenden Alter von Michael S. langsam populärer Sport flöten. Der Kauf von einigen Partien der WM 2006 war eine Ansage.
SAT.1 steht nach dieser Saison erst einmal fußballlos da, da PREMIERE die Champions League-Rechte gekauft hat. Groß könnte der Appetit sein, sich ein anderes Fußballstandbein zu suchen.
Interessant die Ausgangslage des DSF. Die haben ungeheuer von den zweitliga-Rechten sowie den Zusammenfassungen der Sonntagsspiele profitiert. Mit einer Verschiebung der Sonntagszusammenfassungen auf 22h, dürfte diese Option für das DSF an Wert verlieren. Ich glaube nicht dass das DSF im Rechtepoker gegen RTL und SAT.1 mitbieten kann. Sollten aber RTL und SAT.1 sich wirklich nur auf das Freitagsspiel stürzen, könnte dem DSF recht günstig das Samstagsspiel zufallen.
Die ARD hat enorm viel Aufwand betrieben um für die Sportschau zu kämpfen und deutlich gemacht, recht schmerzfrei mit dem Geld umgehen zu wollen. “Das Volk” (sprich: Medien und Politik) und die Sponsoren sind der Sportschau wohlgesonnen. Dagegen wird es schwer sein, anzustinken.
Das ZDF hätte großes Interesse durch eine Zusammenfassung des “Match of the Day” das Sportstudio aufzuwerten, aber im Umgang mit den Gebührengeldern ist man weitaus konservativer als die ARD.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und tippe auf folgendes:
Freitag 20h30 -> Live-Spiel auf SAT.1 (und PREMIERE)
Samstag 15h30 -> PREMIERE live, Sportschau ab 18h30
Samstag 18h30 -> PREMIERE live, DSF ab 22h
Sonntag 17h30 -> PREMIERE live, DSF ab 22h
In mehreren Zeitungen war zu lesen, dass Christian Seifert bestritten hat, das über eine Ligaaufstockung und Relegationsspiele nachgedacht wird. Das wäre ein indirektes Dementi der SportBILD-Meldung von letzter Woche.
Reaktionen
Aus Fan-Sicht sieht Dein Tip doch sehr attraktiv aus. Was gibt es schöneres, als ein hübsches Freitag-Abend-Flutlichtspiel? Außerdem könnte man als “Fußball-Junkie” vier Live-Spiele am Wochenende sehen, die “tote Zeit” zwischen Samstag-Nachmittag-Spiel und sonstiger Abendgestaltung wäre überbrückt. Die einzige Verschlechterung wäre die Zusammenfassung der Sonntagsspiele erst um 22h anstatt 19h15.
Es gibt “konservative” Kräfte wie die Fan-Vereinigung “Pro Fans” die nicht mehr als zwei Spieltermine haben wollen, gegen eine “Verwässerung” der Spieltage eintreten.
Die Vereinigung spricht zwar einige Probleme korrekt an, aber nichts was man nicht durch geschickte Spielplanzusammenstellung nicht meistern könnte. Z.B. bei den Abendspielen nur zwei Mannschaften antreten lasen, die nicht weiter als 300km entfernt sind.
So einen Kompromiß gab es eigentlich bereits für das Montagsspiel in der 2ten Liga. Die DFL hat sich aber nicht wirklich stringent an diesen Kompromiß gehalten, leider.
Während hier in der Bundesliga die Ausweitung des Spielplans überlegt wird, herrscht in England derzeit Katerstimmung. Chelsea macht die Liga langweilig (zumindest was die Meisterschaft angeht), die kleinen Vereine jammern über eine ungerechte Verteilung der TV-Gelder, die dazu führt dass die Reichen noch reicher werden und die Liga noch langweiliger. Die Fans beklagen sich über zu teure Eintrittspreise, weswegen auch die Auslastung der Stadien inzwischen zu einem Problem wird.
Mittendrin statt nur dabei: die Übertragungen im TV, die zu einer Sättigung der Fans führen soll und ein Grund für die Zerfaserung des Spieltages auf sechs Spieltermine sind. Wenn es immer und jederzeit Fußball gibt (Angebot Nachfrage), die Nachfrage aber stagniert, bekommen die Anbietenden ein Problem.
Der deutsche Fußball vollzieht mit dem anstehenden TV-Rechte-Paket einen ersten Schritt in diese englische Entwicklung. Mal sehen wie gut es dem Kick hier tut.
PS: bezeichnend für den miserbalen Zustand der Radiokultur in diesem Lande: nirgends ist bislang von den Radiorechten die Rede.
und was bitte soll aus “fan-sicht” daran positiv zu bewerten sein? bist du schon mal in einem fussballstadion gewesen? oder eventuell auch mal zu einem auswärtsspiel gefahren? das sind die elementaren beschäftigungen von fans, und genau das wird durch solche massnahmen erschwert und, wie diverse erfahrungswerte zeigen, letztendlich verhindert. somit gibts immer weniger fans und vielleicht immer mehr premiere-abonnenten. und das ist für den fussball positiv? nein. positiv/profitabel ist das nur für einen: den fernsehsender.
“Fans”, die ihr dasein auf ein premiere-abo gründen, sind keine fans sondern tatsächlich “fans”.
und was die angesprochene “tote zeit” angeht: get a life!
sollte das prognostizierte wirklich eintreffen ist das für anhänger des fussballs leider alles andere als positiv, es ist ein grund sich endgültig den oberligen zuzuwenden.
Was ist aus Fan-Sicht denn das Problem an den Freitagsspielen, die es seit Ende der 60er-Jahre bis Mitte/Ende der 90er gegeben hat?
Was ist aus Fan-Sicht das Problem bei einem Samstagsspiel um 18h30? Abfahrt um 21h00 sollte in Deutschland noch machbar sein, vorausgesetzt man läßt nicht Mannschaften aus den entgegengesetzten Enden der Republik gegeneinander spielen.
Ohne Frage: das Handling der DFL der Montagsspiele ist Bullshit. Aber wir reden hier von einem Samstag…
Naja, ich finde es unfair, wenn das Fan-Dasein an der Anwesenheit im Stadion gekoppelt ist. Was ist mit den ganzen Kids, die da von den Eltern abhängig, oder den Leuten, die nunmal die Extra-Zeit, im Fanbus oder Auto die A5 rauf und runter zu brettern, nicht aufbringen können. Man kann trotzdem für eine Mannschaft hoffen und bangen. Da ist der Stadion-Besuch dann eben mal was besonderes.
Ich kann aber nachvollziehen, dass es den fahrenden Fans ganz und gar nicht passt. Kenne das ja noch aus der zweiten Liga, wo jetzt schon der Pausenfüller-Modus für die erste Liga eingeschaltet ist.
Die weitere Aufsplittung des Spieltags wird meine Sättigungsgrenze wohl überschreiten. Schon jetzt merke ich, dass ich mich wirklich nur noch auf die Spiele der Eintracht konzentriere.
Was mir aber immer mehr auffällt: Die Fans werden dadurch immer weiter marginalisiert. Auch hier werden die Stadionkarten immer teurer, die Stehplatz-Blöcke kleiner und die Werbung vor dem Spiel immer lauter. Der Confed-Cup hat gezeigt, wohin das Ganze führt: Zum Event-Ereignis für die Familie, wo eben das, was im Stadion besonders ist, einfach rausgeeckelt werden soll: Die kollektive Emotion, das Zusammenspiel der Fans, die dadurch einzigartige Atmosphäre,die -das gebe ich zu- vor dem Fernseher nur vermisst werden kann. Ist eben nicht All-American-Familiy-kompatibel.
In der 11 Freunde ist ein gar nicht mal schlechter Artikel über die Ereignisse in Manchester. Das wird uns auch noch ereilen. Die TV-Rechtevergabe ist dabei ein zentraler Stein im kompletten Mosaik. Dass die Radiovergabe nicht dikutiert wird, ist dagegen ein Segen. Vielleicht endet es ja so wie in England: Der echte Fan ist entweder kronisch pleite und im Stadion, oder er hört Radio. Nicht unbedingt die schlechteste Alternative und mit Sicherheit nicht gewinnbringend für die Liga…
Gegen Freitagsspiele ist prinzipiell auch nichts zu sagen. die sind auch nicht das problem. ein problem werden sie erst dann, wenn sie bestandteil eines über drei tage künstlich zusammengestückelten spieltages sind. und dieser das resultat eines vom fernsehen aufobstruierten sytems ist, von dem man sich instrumentalisieren lässt, geleitet von der annahme dass dies eine unablässliche bedingung für den fortbestand und das wohlergehen einer sportart ist. und man allen, die nicht bereit sind für das fernsehen noch mehr geld auszugeben eine lange nase dreht. das ist eine rechnung, die ohne nachzudenken ohne den kunden gemacht wird.
und, knut, natürlich ist es eine provokante, unfaire und letztlich falsche aussage, das fan-sein an die anwesenheit im stadion zu koppeln. in der konsequenz aber nur in etwa so provokant, unfair und falsch wie einen mediaplan wie den obigen für das produkt bundesliga zu präsentieren.
Man kann darüber diskutieren ob die Vermarktung der Bundesliga die Liga auf die falsche Bahn bringt. Was mich aber bei den “fangesteuerten” Portesten wie z.B. “Pro 15:30” oder “Pro Fans” stört, ist das Argumentieren mit Klischees die dazu führt dass die Diskussion nur an der Oberfläche bleibt.
Da werden von den Fangruppen 9 Spiele am Samstag um 15h30 gefordert, obwohl man seit Jahrzehnten sehr gut mit einer Aufteilung des Spieltages und mit Abendterminen der Bundesliga leben konnte.
Die Antwort von Döner_Pride macht ja auch deutlich: nicht die Termine sind das Problem. Freitag 20h30 und Samstag 18h30 sind in der Regel für die Fans in den Stadien handlebar. Dann haben wir das und somit auch die “raison d’être” von “Pro 15:30” aus dem Weg geräumt.
Dann haben wir das Problem der “Zerstückelung” des Spieltages. Noch so ein Schlagwort mit dem gerne zugunsten der Fans vor Ort argumentiert wird. Nur: was verändert sich für den Fanschal-Träger denn direkt? Ob nun alle um 15h30 spielen oder nur 5 Partien um 15h30 stattfinden, kann doch kein Kriterium Pro oder Contra des Stadionbesuches sein? Was interessiert mich um 18h30 in der AOL-Arena/Volksparkstadion, ob es das “Match of the Day” ist oder fünf weitere Partien zeitgleich stattfinden?
Noch ein weiteres Schlagwort: “und man allen, die nicht bereit sind für das fernsehen noch mehr geld auszugeben eine lange nase dreht.”
Das ist Unsinn. Es gab noch nie soviel Bundesliga-TV im Free-TV wie während des aktuellen TV-Vertrages. Knapp zwei Stunden am Samstag in der ARD, dazu diverse Zweit- und Drittverwertung in den Dritten und im ZDF und schließlich die ganze Bundesliga-Schiene im DSF.
Wir kennen den Ausgang der aktuellen Verhandlungen nicht, daher ist es etwas müßig zu spekulieren ob es mehr oder weniger wird.
Wo ich ein Problem sehe, ist bei den Kindern, die, je nach Alter, von einer samstäglichen und sonntäglichen Zusammenfassung ab 22h ausgeschlossen wären. Das halte ich in Zeiten der Nachwuchsprobleme für ein falsches Signal.
All die obigen Schlagworte dienen nur einer oberflächigen Diskussionen, mit der man einfach sein mulmiges Gefühl Ausdruck gibt. Aber sie gehen an den eigentlich problematischen Punkten vorbei.
Ich glaube die hat Knut wesentlich eher getroffen. Die Fankultur wird nicht direkt durch Anstoßzeiten u.ä. sabotiert, sondern dem allgemeinen Trend sich immer breiteren Zielgruppen zu öffnen und lieber zum Familienvergnügen zu mutieren, statt der Fanskultur zu folgen. Und dabei wird sich gleichzeitig den Sponsoren geöffnet.
Die Folge ist ein immer künstlicheres Stadionerlebnis, wie man es z.B. in der Allianz-Arena erlebt. Der Tod der Stehplatzblöcke, das Vollgeplärre mit Werbung, US-amerikanische Bier-Plörre während der WM, ein amoklaufender WM-Kartenverkauf etc…
Das sind die eigentliche Probleme. Hier lauert der Tod der Fan-Kultur. Er wird von den eigenen Vereinen vorangetrieben und nicht von der ARD oder PREMIERE. Die Diskussion über Anstoßzeiten und TV-Verträge ist ein Stellvertreterkrieg, der es den Vereinen ziemlich leicht macht, sich aus der Verantwortung für die eigene Fankultur herauszustehlen.
@Knut: Im Vergleich zu England oder Frankreich ist der Zustand der Bundesligaberichterstattung im Radio in Deutschland derart jämmerlich, unterirdischer kann es nicht mehr werden.
ich denke der Freitagstermin ist für das Free-TV eher unattraktiv. Denn die Teams, die europäisch spielen, wären wohl an jedem zweiten Spieltag von den Freitags-Termin ausgeschlossen, so dass der Free-TV-Sender in der Auswahl der Spiele doch sehr eingeschränkt ist. So wären an diesem Wochenende die beiden nominellen Spitzenspiele (Bayern-Werder, Gladbach-HSV) nicht an einem Freitag denkbar, so dass sich zB Sat1 mit der dritten Wahl abgeben müsste.
Interessanter wäre dann das Samstag-18.30h-Spiel. Hätte für die DFL auch den Vorteil, dass das “Volk” ruhig gestellt wäre. Denn so könnte es weiter zwischen 18 und 20 Uhr Fussi schauen (“Jetzt sogar live”) und würde dann vielleicht nicht so meckern, wenn die Zusammenfassung der Nachmittagsspiele erst ab 22 Uhr zu sehen ist.
“Denn die Teams, die europäisch spielen”
Nicht ganz. Alle “Dienstags-Mannschaften”, wie z.B. diese Woche Schalke, wären einsatzfähig. So gesehen, gäbe es im Falle von Bayern und Werder diese Konstellation diese Saison nur alle vier Wochen.
Irgendwo stand ferner geschrieben, dass die DFL als einer von mehreren Ligaverbänden derzeit mit der UEFA spricht, um den UEFAcup-Spieltag zu entzerren und, wie vor einigen Jahren auch, bereits am Dienstag und Mittwoch vor der Championsleague spielen zu lassen.
@Döner_Pride: Ja, ich bin seit dem ich 9 bin Fan eines kleinen Zweitligavereins aus dem Westen der Republik (kleiner Tip: aktueller Tabellenführer), fahre auch zu Auswärtsspielen. Montag-Abend auswärts zu fahren geht natürlich gar nicht und ich glaube, alle sind froh wenn die neuen Termine rauskommen und man kein Montagsspiel hat. Aber ob ich mich jetzt nach nem Sonntagsspiel um 20h auf die Autobahn begebe und nach hause fahre oder Freitags um 22h… Da nehme ich doch lieber den Freitag, weil ich Samstag ausschlafen kann. Vielleicht bin ich auch nicht normal, aber ich finde Flutlichspiele wesentlich geiler als Tagsüberspiele.
Zum Thema “tote Zeit”: Man sollte vielleicht nicht alles ganz bierernst nehmen.
nun gut, wenn wir irgendwas nicht wollen dann oberflächliche gespräche.
aber nochmal zurück zum thema: es mag zwar richtig sein dass momentan so viel fussball wie noch im fernsehen läuft, selbst im frei empfangbaren. das ist der status quo. und er wird sich ändern, sollte es zu dem oben beschriebenen szenario kommen. sollte die zusammenfassung der spiele dann erst ab 22h oder später starten, ist oben bereits zitiertes schlagwort (nase drehen) alles andere als unsinn. dann kann das dsf noch so oft seine zweitverwerteten spielberichte zwischen die werbeblöcke packen, für leute ohne premiere abo verliert die bundesliga ganz einfach an aktualität und relevanz. wie oft liest man denn die zeitung von gestern?
wenn das der grund für die distribution des spieltags in tv-gerechte units sein soll, dann frag ich mich ganz ehrlich und nicht nur an der oberfläche, wie man das als nicht-anteilseigner vom premiere gut finden kann.
der punkt ist doch: die geplanten veränderungen bringen niemandem einen echten vorteil. ausser dem pay-tv anbieter und der vergleichsweise geringen zahl der zuseher dieses senders. und das ist einfach keine legitime begründung für veränderungen, die die freizeitgestaltung von so vielen menschen betreffen, ob sie nun in der kurve stehen, auf business seats platz nehmen oder einfach nur die sportschau gucken möchten.
Was das Fan-Sein angeht. Ich bin zu weit von meinem Verein aufgewachsen, um ins Stadion zu fahren und erst regelmäßiger Stadiongänger, seitdem ich in Köln wohne (Nein, ich bin nicht wegen des FC nach Köln gezogen. Ich bin zwar verrückt, aber so nun doch nicht.) Fan war ich allerdings vorher auch.
Realistisch (und das muss nun mal jedem Stadiongänger klar sein) kann ein Verein von den paar 1000 Leuten im Stadion nicht leben.
Das Problem des zerfaserten Spieltags ist wohl eher, dass man auf die Tabelle warten muss und nicht direkt nach Spielende weiß, wo der eigene Verein nun wirklich steht.
Was ich aber nicht glaube, ist das es am Samstag um 18:30 Uhr zu einer Konkurrenz zwischen Sportschau und Live-Spiel kommen wird. Damit würden sich sowohl Premiere als auch die ARD mächtig ins Knie schießen und das macht m.A. die Sache so knifflig.
Hallo zusammen,
erst mal ein großes Lob für deine Arbeit, dogfood. Ich verfolge dieses Blog schon länger.
Aktuell zum Thema: Rummenigge hat sich für den Beibehalt der Sportschau ausgesprocen. Allerdings glit nur: Sie muss vor der Tagesschau beendet sein.
Also alles wie bisher. Oder soll 9 Live die Bekanntgabe der Lottozahlen übernehmen
Eine weitere Frage ist natürlich auch, wieviel Geld PREMIERE bereit ist zu zahlen. Die Gewinne aus dem Börsengang sollen zwar ausreichen, aber wer mal genauer hinschaut, sieht, dass die Aktie schon seit Wochen bei knapp 24 Euro hoppelt kommend von über 30 Euro.
Zudem soll der Erwerb der CL – Rechte wohl nicht ganz billig sein. Aber ich gebe dir recht, dogfood, dass die Vergabe im Pay-TV nur über Premiere läuft. Letzte Woche in der”Sportbild” stand, dass nicht nur Geld entscheidend ist für die Vergabe der Rechte, unter anderem auch Reichweite des Programms und Qualität der Berichterstattung im Fußball. Da liegt PREMIERE nun mal vorn.
Viel Spaß heute Abend bei der CL
@chelsea: “Zudem soll der Erwerb der CL – Rechte wohl nicht ganz billig sein”
Der reine Rechteerwerb für die CL soll bei 65-70 Mio EUR gelegen haben (jeweils 30/35Mio für Free- und Pay-TV), dazu dann die Kohle für den Kauf oder Aufbau eines eigenen Free-TV-Senders. Da EM.TVs Forderung von 200 Mio für das DSF PREMIERE zuviel ist, kann man davon ausgehen dass PREMIERE aber für einen Free-TV-Sender zumindest auch noch 100 + x Mio hinlegen muss.
Die Aggressivität des Moves (Kauf der CL-Free-TV-Rechte) ist m.E. ein Hinweis, das PREMIERE es in den nächsten 2-3 Jahren auf Biegen und Brechen wissen will. Es würde zudem auch ins Profil von Hans Mahr passen.
@chelsea: “unter anderem auch Reichweite des Programms und Qualität der Berichterstattung im Fußball.”
“Qualität der Berichterstattung”. Bin ich eigentlich der einzige der dieses als unverhohlene Drohung für Hofberichterstattung versteht?
Wie war das? Die DFL bittet PREMIERE beim Ligapokal virtuelle Werbung auszutesten? Wie war das? Weswegen ist Christian Sprenger geflogen? Und was ist diesen Frühjahr mit Burkhard Nuppeney geschehen?
@chelsea: “Rummenigge hat sich für den Beibehalt der Sportschau ausgesprochen. Allerdings gilt nur: Sie muss vor der Tagesschau beendet sein.”
Na ja, lt. DFL-Ausschreibung, zumindest so wie sie in den Medien veröffentlicht worden ist, ist für Samstag eine Zeit bis 20h15 vorgesehen.
Aber im Falle der Sportschau ist das so oder so gegeben. Ohne die Möglichkeit der Refinanzierung via Werbeblöcke, die bei der ARD bis 20h erlaubt sind, wird es keine Sportschau geben. Daher macht ein Ende der Sportschau um 20h15 aus Sicht der ARD keinen Sinn.
@Stefan: “Was ich aber nicht glaube, ist das es am Samstag um 18:30 Uhr zu einer Konkurrenz zwischen Sportschau und Live-Spiel kommen wird. Damit würden sich sowohl Premiere als auch die ARD mächtig ins Knie schießen”
Sehe ich anders. Ein PREMIERE-Zuschauer hat kein Interesse an der Sportschau. Das Thema “Bundesliga-Spieltag” ist für ihn um 18h30 durch “Alle Spiele, alle Tore” bereits komplett abgefrühstückt und er kann sich einem “Match of the days” widmen. Umgekehrt wird sich ein PREMIERE-Zuschauer kaum die Sportschau mit seinen Zillionen Werbeeinblendungen und Breaks geben, wenn er das gleiche Format eine Dreiviertelstunde eher und kompakter bekommt.
Problematisch wäre aber in der Tat eine Free-TV-Konkurrenz zwischen Sportschau und “Match of the Day”. Daran glaube ich auch nicht.
@Döner_Pride: “sollte es zu dem oben beschriebenen szenario kommen. sollte die zusammenfassung der spiele dann erst ab 22h oder später starten […] für leute ohne premiere abo verliert die bundesliga ganz einfach an aktualität und relevanz.”
Ja, größtenteils Zustimmung. Sa + So 22h-Zusammenfassung wäre aus dieser Sicht ein Worst-case-Szenario.
Kleiner historischer Ausflug: es ist ja nicht so, dass es dass noch nie gegeben hätte, Bundesliga-Spiele “ohne Relevanz und Aktualität”. Ich habe noch die Zeiten miterlebt, als die Sportschau bewegte Bilder nur von drei der damals sieben Samstagspartien anbot und der Rest im Sportstudio gezeigt wurde. Erinnert sei auch an die letzten Jahre der Freitagsspiele. Da liefen die Zusammenfassungen in der Freitagsausgabe der “Sportreportage” vom ZDF, jeweils kurz vor Mitternacht.
Aber in der Tat: Zusammenfassungen vom Samstag erst ab 22h wäre eine andere Größenordnung und für einige Zielgruppen wie z.B. kleinere Kinder ein absolutes No-Go.
Ich glaube nicht daran dass es dazu kommen wird, oder PREMIERE wird richtig, richtig, richtig tief in die Tasche greifen, dass dem 40%-Seifert das Höschen feucht wird.
@Döner_Pride: “und das ist einfach keine legitime begründung für veränderungen, die die freizeitgestaltung von so vielen menschen betreffen, ob sie nun in der kurve stehen, auf business seats platz nehmen oder einfach nur die sportschau gucken möchten”
Wenn es zum “worst case” kommt, stimme ich dir größtenteils zu. Aber, s.o., ich glaube nicht an eine samstägliche 22h-Zusammenfassung.
Sollte es zum “worst case” kommen, vergrault der “Dienstleister” Bundesliga viele Zuschauer und schießt sich mit der eigenen Pistole ins Knie, weil die Leute sich dann was anderes suchen werden.
Hallo an alle.
Ich hoffe Kai hat Recht und die DFL hat noch Restverstand in Entscheidungspositionen sitzten. Ich glaub nicht dran, they aren´t readers if you know what I mean.
Eine freeTV-Ausstrahlung ab 22:00 Uhr ist -anders als auf der Insel- meines Erachtens dem Michel nicht zu vermitteln. Wir haben das breiteste freeTV-Angebot in Europa, unsere ÖR-Sender sind durch ihre Gebührenpolitik fast schon historisch der Bundesliga verpflichtet und der dt. PayTV-Markt ist doch relativ unerfolgreich im Vergleich zu Sky oder Canal+. Optimale Voraussetzungen für eine starke Position der Liga. Ich wage mal einen Blick in die Kugel:
Mein Tipp für die Ansetzungen:
– Freitag 2 Spiele 20:00 Uhr
– Samstag 4 Spiele 15:30 Uhr, ein Spiel 13:30 Uhr (ASIEN!)
– Sonntag 1 Spiel 16:45, ein Spiel 18:45
und wer macht was?
– Premiere buttert bis zur Schmerzgrenze.
– RTL überträgt Sa Mittag eine Stunde Fr.-Abend Spiele (12:00 – 13:00 Uhr)
– SAT.1 überträgt Match of the Day Sa. 13:30 – 15:30 Uhr (ASIEN. O Gott wir haben ASIEN vergessen!)
– Die ARD macht eine 3/4 Stunde 19:15 – 20:00 Uhr, ZDFSportstudio bleibt wie es ist.
– Bäh angelt sich die Sonntagsrechte zur Zweitverwertung (20:30 – 22:00 Uhr)
– “Bundesliga pur” kommt Montags
Konsequenz
für Premiere:
– Premiere kann wieder “Einzeltickets” verkaufen.
– Die Abo-Gebühren für Kneipen werden steigen.
– Man muss sich um weniger “Ersatzsport” bemühen.
für die anderen Sender:
– RTL hat einen “großen RTL-Sport-Samstag” (erst Fußi dann Formel1 usw)
– SAT.1 BRAUCHT ein Fußballspiel im Programm, sonst läuft da gar nix.
– Bäh wird von Premiere gekauft, “Alle Spiele, alle Tore” wird einfach nochmal mit Werbung gesendet.
für fahrende Fans:
– Freitag abend: Kein Problem (da freut sich nur die Bahn…)
– Samstag: Kein Problem
– Sonntag: snafu
für den “Screensportler”:
– gimme your money asshole.
und für den Fußball?:
Wohin eine steigende “Exklusivität” führen kann zeigt die DEL mit großem Stolz. Früher haben mich die Haie echt interessiert, aber alle zwei Wochen mal ein Spiel auf Premiere, keinerlei Zusammenfassungen und absolute Ignoranz der breiten Masse tun ihr übriges dass die Liga völlig aus meinem Blickwinkel verschwunden ist. Kennt Ihr jemanden der sich noch für Hockey interessiert? Ich nicht.
Ich hoffe dass der Fußball nicht in eine ähnliche Richtung läuft.
Das Stadionpublikum ist doch schon ausgetauscht. Wir sind doch schon längst in die Falle getappt. Lass die ganzen 15-jährigen “Ultras” mal ihre erste Frau abschleppen, dann gucken wir mal wie lange das “xy per sempre” Gültigkeit hat. Es ist doch jetzt schon viel ruhiger in den Stadien, ohne Beschallung läuft doch fast gar nix mehr. Ich danke Gott dafür dass wir in Köln nicht dieses unsägliche “Danke-Bitte-Spiel” nach jedem Tor betreiben…jaja ich weiß sooo viel Tore fallen nicht für uns. whatever. (sind wir damit nicht sogar die einzigen in der ganzen verf…ten Liga?) Ich bestreite nicht, dass es immer noch Hardcores in den Stadien gibt und ich geb auch zu dass die Fankultur noch nicht tot ist aber die Vereine und die DFL tun alles dafür dass die Kultur sich wandelt, berechenbarer wird.
Mit den Fernsehrechten wird die ursprüngliche Fußball-Klientel weiter ausgedünnt, der Event-Charakter wird die treibende Kraft.
btw: Was machen eigentlich Fußball-Fans mit negativer Schufa? Ich tippe auf einen Bezahldecoder und Einzeltickets über die Telefonrechnung oder PrePaid Karten am Kiosk, bling, bling…
@lostincrete: “Mein Tipp für die Ansetzungen:”
Es braucht über zwei Freitagsspiele oder ein Mittagsspiel nicht diskutiert werden. Die Denkspiele sind erstmal für drei Jahre (bis Sommer 2009) vom Tisch. Es gibt wirklich nur die obigen sechs Varianten als Angebot der DFL. Es mag vielleicht noch Gefeilsche um ein halbes Stündchen hier und da geben, aber nichts gravierendes.
Wenn ich mir die von der BILD losgetretene Kampagne angucke und die Erfahrungen aus der Saison 2000/01 mit zu später Bundesliga, scheinen auch die Varianten mit Free-TV samstags erst ab 22h nur wenig Chancen zu haben.
Es läuft auf “Regelspielplan 3” in der Variante “E” hinaus: Fr 20h30, Sa 15h30, Sa 18h30, So 17h30 plus Free-TV-Zusammenfassungen Sa 18h30 und So 22h.