Zweifelhaftes Sportecho

Nicht nur ich habe so meine Zweifel was die arg optimistischen Planungen eines Dirk Makritzki für das Aufleben des “Sportechos” als tägliche deutsche Sportzeitung angeht.

In der Mittwochsausgabe der FR findet auch Erik Eggers viele Merkwürdigkeiten.

Auch die Redaktion ist laut Makritzki bereits rekrutiert: “Wir starten mit 30 bis 50 festen Redakteuren, einem großen Stamm an freien Mitarbeitern und einem Netz an internationalen Korrespondenten.” Das zu bewerkstelligen, sei das geringste Problem gewesen, da “alle Sportjournalisten das Produkt toll finden”. Außerdem gebe es derzeit “ein absolutes Überangebot an hochqualifizierten Sportjournalisten auf dem deutschen Markt, und die, die in einer Anstellung sind, werden relativ mies bezahlt”. Woher Makritzki die Verhältnisse so genau kennt? “Ich tummle mich seit 20 Jahren in dem Bereich und habe ein ganz gutes Netzwerk an Kollegen.”

Das Seltsame daran: Das Netzwerk kennt ihn nicht. Soweit in Erfahrung zu bringen, hat bislang keiner der bekannteren freien Sportjournalisten Deutschlands, die für ein solches Projekt in Frage kämen, den Namen Makritzki je gehört. Das ist indes nicht verwunderlich vor dem Hintergrund von dessen bisher dürftiger journalistischer Karriere: Zuletzt konzentrierte sich der Berliner, der 1995 in Bayreuth als Diplom-Sportökonom abschloss, auf das Internet – gezwungenermaßen, denn vor einigen Jahren verlor der 36-jährige Rundfunkjournalist sein berufliches Standbein, als der SFB/RBB die meisten seiner freien Mitarbeiter entließ.

Seitdem ist Makritzki nur noch dann in den Berliner Printmedien präsent, wenn er mal einen Eishockey-Artikel für den Berliner Kurier schreiben darf. Derzeit ist Makritzki Geschäftsführer und Inhaber des Internet-Portals eurostream.de, das ein paar Sportverbände betreut und bisher nicht zu den Größen im World-Wide-Web zählte.

Bei solcher Makritzki’scher Rhetorik klingelt bei mir wieder der Bullshit-Alarm. Die Schlußfolgerung von Eggers das hier das Projekt möglicherweise mit billigen Onlinejournalisten im Print aufgezogen wird, klingt plausibel, auch wenn Eggers Verweis auf die “Edelfedern” des Printjournalismus angesichts der Güte einer durchschnittlichen Tageszeitung überzogen scheint.

Noch verheerender: die Infrastruktur ist quasi non-existent. Es gibt keinen Verlag und keinen Vetrieb. Wenn Eggers hier nichts falsch verstanden hat, will Makritzki gar nicht selber einen Verlag für das Sportecho aufbauen, sondern einen suchen.

Das erklärt auch die merkwürdige Art und Weise wie die Meldung gestern publik gemacht worden ist. Nicht als Pressemitteilung, sondern ausschließlich als nicht namentlich gekennzeichneter Artikel in der Netzeitung, die wie Makritzki auch aus Berlin kommt. Ein Artikel der nichts anderes als ein verklausulierter, peinlicher Pitch ist.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp