Nordirland – Deutschland 1:4
Okay, Abendpläne umgeworfen, nachdem die früher als erwartet hereingeschneite Freundin deutlich hörbare Aversionen gegen Türkei – Griechenland hatte und lieber das Deutschland-Spiel sehen wollte. Also 2te Halbzeit des Türkei-Spiels aufgezeichnet und nach dreißig Minuten auf Deutschland umgeschaltet.
Für die einen gilt “seeing is believing” für die anderen “seeing is kommentiering“. Letzteres ist die Maxime von Steffen Simon, der anscheinend von einem gewissen Wortanteil ausgeht, die so eine Fußball-Übertragung haben muss. Und wenn in der 80ten Minute der Ball von Mertesacker ins Aus gespielt wird, dann ist er sich immer noch nicht zu schade zu sagen “Mertesacker, Einwurf”. Die Qualitäten des Mannes liegen vorallem darin, dass er nicht Reinhold Beckmann ist. Jede Kommentierung von Simon, ist keine Kommentierung von Beckmann. Alleine das reicht aus, um ihn als besten Kommentator der ARD zu bezeichnen.
Zum deutschen Spiel. Herbe Kritik von Günter Netzer. Ich bin bereit die erste Halbzeit größtenteils abzuhaken, weil nach der frühen roten Karte von Huth (Tor mit Handspiel verhindert) die blutjunge deutsche Abwehr alle Hände (harhar, no pun intended) voll zu tun hatte um eine Ordnung zu finden: Owomoyela, Mertesacker, Hitzlsperger.
Was man aber der Mannschaft allgemein ankreiden muss: ihr fehlte die Spritzigkeit. Das war an vielen kleinen Bewegungen zu erkennen. Ein Owomoyela, der nicht nachsetzt sondern frühzeitig aufsteckt, fehlende Antizipation um zum Ball zu gehen, nicht aggressiv auf den Mann gegangen.
Bester Mann war Michael Ballack, der zwar anfänglich nicht brillierte, aber sichtbar bemüht war, zentrale Anspielstation und Ballverteiler zu sein, der die Ärmel aufkrempelte und versuchte seine Mannen mitzureißen.
Dies wurde in der zweiten Halbzeit effizienter, denn mit Deisler und Schweinsteiger kamen Entlastung für Ballack. Der ausgewechselte Schneider war platt und farblos, Frings ein Totalausfall und Ernst blieb blaß. Die Spitzen Asamoah und Kuranyi bekamen nicht viel Verwertbares auf dem Schlappen.
Und das änderte sich just mit Schweinsteiger. Nicht nur das er sehr agil die linke Seite aufmischte, er bildete vorallem eine gute Achse mit Fabian Ernst, der nun selber sehr viel häufiger vorne auftauchte.
Mertesacker war eine überraschend ruhige zentrale Abwehr. Hitzlsperger ist vorallem bei hohen Bällen ein Desaster, dank grottigem Stellungsspiel. Owomoyela wirkte platt. Deisler schwebte ohne Anbindung rechts oder halbrechts umher. Podolski ist in all dieser Rotzigkeit ein sagenhaftes Naturtalent. Ernst und Frings enttäuschten mich größtenteils, weil sie einfach in der Defensive mehr hätten abräumen müssen und beide spielerisch nach vorne mehr auf den Kasten haben. Ernst hat immerhin in der zweiten Halbzeit stark zugelegt.
Hauptaufgabe für Klinsmann und Co. bis zum Confederation Cup muss die Regeneration sein, denn viele machten einen ausgelaugten Eindruck.
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