Hopkins vs. Eastman: wo war der Herausforderer?

Es klang ja alles vielversprechend in dem von Oscar De La Hoyas “Golden Boy Promotion” in L.A. veranstalteten Kampfabend: Bernard “Executioner” Hopkins setzt zur seiner 20ten Titelverteidigung an, Rekord fürs Mittelgewicht, und kämpft dabei gegen einen Briten den unabhängige Ranglisten in den Top 5 der Gewichtsklasse sehen: Howard Eastman.

Das war auch das Grundthema der Vorberichterstattung: die Rekordzahl an Titelverteidigungen und das hohe Alter von Bernard Hopkins, der mit 40 Lenzen einige Jährchen über das Normalmaß hinaus ist. Hopkins steht im übrigen auch in einem geschäftlichen Verhältnis mit dem Promoter der Veranstaltung: er ist der Statthalter an der Ostküste für die “Golden Boy Promotion”.

Der Kampf ließ sich auch gut an. Allenthalben wurde auf die Gefährlichkeit des Herausforderers verwiesen. Eastman machte im Vorfelde und beim Betreten des Rings einen hochkonzentrierten Eindruck. Michael Buffer ondulierte seine Stimme noch zwei Umdrehungen hochtouriger als gewohnt.

Dann schlug der Gong, es wurde “Mitternacht”, es machte Puff und der holde Prinz Eastman entpuppte sich als Aschenblödel. Auch wenn der BBC-Bericht (“Valiant Eastman falls to Hopkins“) von einem wackeren Eastman krajohlt, der Kampf und insbesondere Eastman dürfte sämtliche Erwartungen unterboten haben.

Von einem “Herausforderer” war nichts zu sehen. Was in der BBC beschönigend mit “And although Eastman stood up to every punch, he was unable to land enough” beschrieben wurde, hieß in Klartext das Eastman kaum einen Schlag setze und nur herumlief und Alibi-Jabs setzte. Nicht im Ansatz war in irgendeiner Runde zu erkennen, dass Hopkins in Schwierigkeiten geriet oder Eastman überhaupt punkten wollte.

Entsprechend harsch fiel das Urteil nach 12 Runden auf den Zetteln der Punkterichter aus: 119:110, 117:111, 116:112 für Hopkins.

Ich selber habe nur bis zur achten Runde ausgehalten, weil mir vor Langeweile die Augen zufielen. Eastman machte nichts und Hopkins auch nur geringfügig mehr. Wenn Hopkins Schläge setzte, hatten diese etwas mehr Zug. Aber auch Hopkins verhielt sich passiv wie selten und versuchte, teils grimassierend, den Herausforderer zu locken. Nur ansatzweise gab es Situationen die man als “offenen Schlagabtausch” beschreiben könnte. Folgerichtig wurden die Buhrufe die bereits früh in der ersten Runde einsetzten, im Laufe der Zeit immer stärker. So lasch wie der Kampf began, war Eastman bereits von Runde 1 an, mental nicht reif für den Kampf.

Den “alten” Hopkins hat man auch schon überzeugendere Kämpfe abhalten sehen. Man wird sehen müssen inwieweit die verhältnismäßig passive Haltung Respekt vor Eastman oder dem Alter gezollt war.

Next Up

Hopkins hat nichtsdestotrotz alle Optionen für die nächsten Kämpfe offen. Die Rede ist von den Gewinnern Trinidad – Winky Wright oder Glengoffe Johnson – Tarver. Sollten sich diese “Großzahltage” nicht realisieren lassen, gäbe es noch die Option Felix Sturm und Jermain Taylor.

Taylor machte in einem Vorkampf kurzen Prozess mit Daniel Edouard und fällte ihn nach drei Runden in einem überzeugend agilen Kampf.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp