Mahlzeit!

Die heutigen Zeitungen sind voll mit den Nachwehen der gestrigen BVB-Konferenz. Die meisten Artikel sind ungefähr genauso originell wie deren Bebilderung: ein luftleerer BVB-Fußball am Spielfeldrand. Da haben es die Photoredaktionen in den sechs Stunden zwischen Pressekonferenz und Redaktionsschluß aber richtig krachen lassen.

Viel neues gibt es nicht zu lesen, Freddie Röckenhaus schreibt in der SZ ein Stück über Stephen Schechter, das so klingt als wäre es vor der Pressekonferenz entstanden. Das interessante ist, dass nicht nur das NieMeier Schechter hat auflaufen lassen, sondern auch der Rauball-Reinhard beim Abgrätschen mitgemacht hat.

Schechter forderte als Bedingung für Gespräche, dass ihm endlich der wahre Stand der Verbindlichkeiten offen gelegt würde und dass in Dortmund ein externer, anerkannter Finanzexperte für die Übergangszeit der Sanierung etabliert wird. Vor allem den letzten Punkt hatte Klub-Chef Reinhard Rauball abgelehnt.

Nachtragend von gestern gäbe es noch dem Herrn Rölfs sein Auftritt in der ARD: es gäbe eigentlich nicht drei, sondern noch vier “Gläubiger”, die ihr Einverständnis geben müssen, weil bei den auf der PK genannten “Drei” die 5.800 Molsiris-Stadionfond-Teilhaber nicht mitgerechnet wurden. Umgekehrt konnte Dr. Rölfs in der ARD die gute Nachricht vermelden, dass einer der Gläubiger inzwischen grünes Licht gegeben hat, somit sind wir jetzt bei “Zwei plus Molsiris”.

Von der Stadionfonds-Vollversammlung wird übrigens eine 75%-Mehrheit benötigt.

Jammerlappen

BVB, Hoyzer, DFB-Doppelspitze, das ist für die meisten Journalisten zuviel und es wird ob des maroden Zustands des deutschen Fußball gejammert. Und wer hat Schuld? Wolpers?

Wenn es nach Jan Haarmeyer vom Hamburger Abendblatt geht, der DFB.

Lange ist in Dortmund und im Fall Hoyzer vieles vertuscht worden. Das macht die jetzigen Aufräumungsarbeiten um so schwieriger. Der DFB scheint damit überfordert.

Leider verschweigt Herr Haarmann, was Borussia Dortmund mit dem DFB zu tun hat. Das war mal. Seit 2-3 Jahren liegt Borussia Dortmund in der Zuständigkeit der DFL und nicht des DFBs, und damit in der Zuständigkeit von Werner Hackmann,
Präsident der DFL. Aber einem Ex-HSV-Präsident pinkelt man als Hamburger Abendblatt nicht so gerne ans Bein…

Gemessen an dem Boohay dass in Sachen Hoyzer gegenüber dem DFB gemacht wird, fallen die medialen Angriffe gegenüber der DFL sehr piano aus, obwohl die Qualität des gesamten Lizenzierungsverfahren in Frage gestellt wurde.

Unerquickliche Verquickung

Abseits der Frage wie gut die interne Kommunikation und Arbeit des DFBs in dieser Sache war, kann bei Bedarf eine neue Front aufgemacht werden. Falls Gerhard Mayer-Vorfelder ein bißchen Entlastung sucht, nachdem er mal wieder als Schuldiger für jedes und alles gebrandmarkt wird, dann könnte er heute zur “Financial Times Deutschland” greifen. Die Fußball-Presseschau “Indirekter Freistoß” zitiert heute in ihrem eMail-Newsletter einen FTD-Artikel von Erik Eggers.

DFB-Präsident 1B Theo Zwanziger ist in Sachen Sportwetten nicht die unparteiisch über den Dingen schwebende Person. Vielmehr ist Zwanziger früher in Funktion des Verwaltungsratsschef der Lotto Rheinland-Pfalz und des DFB-Schatzmeisters am Aufbau von Oddset beteiligt gewesen. Fußball-Toto siechte Mitte der Neunziger vor sich hin. Zwanziger und sein Freund Schössler, Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, überlegten, planten und führten schließlich das neue Produkt Oddset in der Pfalz ein.

Oddset wurde ein Erfolg, die gestiegenen Einnahmen der Lottogesellschaft wurden u.a. an den DFB ausgeschüttet und DFB-Schatzmeister Zwanziger konnte blitzeblanke Zahlen vorweisen. Das macht die mitunter bitterbösen Attacken der privaten bzw. halbstaatlichen Wettanbieter gegen Oddset verständlicher.

Zeilensport

Man erinnere sich an das römische Derby von Anfang Januar, als Di Canios zeitweiliger Steifheit im rechten Arm zu einer neuen Diskussionen über faschistische Tendenzen im italienischen Fußball führte.

In der ZEIT veröffentlicht Birgit Schönau ein langes und detailiertes Portrait von den beiden römischen Serie A-Vereinen Lazio und AS Roma.

Rückwärtsgang

Die Kritik an den Geschäftsbedingungen der WM-Tickets nahm zu und erst nach und nach wurde bekannt wie hanebüchen da dei Tickets verhökert wurden. Stichwort: kaum Rückgabe- und Umtauschrechte, Aufgabe von Persönlichkeitsrechten (Bilder).

Nach einem Treffen von Oddset DFB-Chef Zwanziger mit Verbraucherschützer gelobt man nun Besserung, u.a. eine Internet-Tauschbörse etc…

UEFAcup

Aachen hat den erdigen, bodenständigen Fußball geboten, den man als Minimum für Abendunterhaltung erwarten darf und damit mehr gebracht, als der VfB am unsäglichen Vortage. Unterm Strich zwar genauso nur ein 0:0 aber wesentlich angenehmer zu gucken. Drei Karma-Punkte bitte nach Aachen.

Die restlichen Partien fielen in Ergebnis leidlich sensationslos aus. Keine Mannschaft ist nach den Hinspielen rausprügelt worden, jeder darf sich noch Hoffnung machen. Am bittersten sieht es für die Mannschaften aus, die sich in ihren Heimspielen zuviele gegnerische Tore eingefangen haben:
Heerenveen – Newcastle 1:2, Graz – Middlesbrough 2:2, Partizan – Dnjepr 2:2.

Das verschobene (nein, nicht so verschoben!) Spiel Austria – Bilbao wird mit Hin- und Rückspiel binnen drei Tagen durchgeführt (was, BTW, als Modus ja auch mal interessant wäre). Am Tag an dem die anderen die Rückspiele halten (nächsten Donnerstag), findet das Hinspiel in Wien statt, das Rückspiel drei Tage später am Sonntag abend in Bilbao (Anstoßzeit noch nicht fix).

“The Ego” is talking

Jose Mourinho ist putzig. Als Trainer ist er bei weitem nicht so langweilig, wie er aufspielen läßt (okay, Geschmackssache) und seine Scharmützel mit Arsen(e|al) Wenger haben mehr Unterhaltungswert als siebeneinhalb Kilo VfB-UEFAcup-Spiele.

Wenger wurde unter der Woche am Nasenring durch die Medien geführt, weil er im Heimatland des Fußballs zum ersten Mal im dortigen Profifußball einen Kader ohne einen Engländer hat antreten (und 5:1 gewinnen) lassen.

Auftritt Mourinho, im weißen Kleidchen, es spielen Blockflöten auf, der Heiligenschein schwebt ruhig über seinen Kopf (BBC):

Especially as a foreign manager, I feel a bit responsible for the English national team and English players […]
So I would never forget my responsibility in relation to the future of kids and the youth football of the club.

Ist das eben Wenger gewesen, der zum Klo gerannt ist?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Durch das BVB-Drama wird auch der Hoyzer-Skandal ein bißchen in den Hintergrund gedrängt, was dem DFB sicherlich gefallen dürfte. Allerdings schaffen es dann doch einige Herren, in diesem Fall der Herr Manfred Amerell, Sprecher der DFB-Schiedsrichter, dann wieder, sich unangenehm in Erinnerung zu rufen, indem sie pauschal alle Fußball-Fans mal einfach so als Mob verunglimpfen. Bezogen ist das ganze auf die Amateurligen, in denen dieses Wochenende der Spielbetrieb wieder losgeht. Ich weiß ja nicht, ob das der geschickteste Schachzug ist, alle Fans pauschal in einen Topf zu werfen. Sicherlich wird es ein paar Idioten geben,die sich den Skandal um Hoyzer für neue Beleidigungen nehmen, aber ich denke, dass der Großteil der Fans so intelligent ist, um zu sehen, dass gerade in den unteren Ligen solche Schiebereien eher unrentabel wären. Aber was solls, das ist ja nur Vieh, das sich die Spiele gefälligst ansehen soll.