ProTour. Mit Tour, ohne Phonak

Die UCI tagte und es kamen Neuigkeit in Sachen ProTour 2005 raus.

Die drei großen Veranstalter der Vuelta, Tour de France und des Giros sind nun in der ProTour dabei und veranstalten insgesamt 11 Wettbewerbe:

Paris – Nizza, Tirreno – Adriatico, Mailand – San Remo, Paris – Roubaix, Lüttich – Bastogne – Lüttich, Flèche Wallonne, Giro, Tour de France, Vuelta, Lobardei-Rundfahrt und Paris – Tours

Auch nach der zweiten Instanz nicht dabei, ist das Schweizer Phonak-Team vom gleichnamigen Hörgerätehersteller. Die zahlreichen Doping-Affären von Phonak-Fahrern schlugen durch und die UCI verweigerte Phonak eine ProTour-Lizenz (siehe NZZ). Phonak bleibt als letzte Instanz nur noch eine Klage vor dem CAS – Sportgerichtshof in Lausanne übrig.

Laut NZZ hat Phonak vorallem das Genick gebrochen, dass man nach Bekanntwerden der Dopingfälle Perez und Hamilton nicht sofort mit Kündigungen reagierte, sondern Geld in Gegengutachten investierte. Tyler Hamilton wurde erst letzte Woche entlassen und verpasste damit einen ProTour-Stichtag vom 12ten November.

Das Verdikt der UCI kommt im Wortlaut einer Hinrichtung von Phonak gleich. Die NZZ fasst zusammen:

Von auffälligen Blutwerten während der ganzen Saison ist die Rede; von einer Einstellung der Teamverantwortlichen, der mit grösster Reserviertheit zu begegnen sei; vom Versuch, die Anstrengungen der UCI sowie des IOK im Kampf gegen Doping zu untergraben, von Reglementsverstössen in Fahrerverträgen – und natürlich von den drei Dopingfällen Camenzind, Hamilton und Perez seit August.

Da nun auch die großen Rundfahrten und -Klassiker sich der ProTour angeschlossen haben, dürfte Phonak große Probleme haben, attraktive Rennen zu finden. Damit dürfte die Mannschaft auseinanderbrechen (laut NZZ hat z.B. Floyd Landis eine entsprechende Ausstiegsklausel) und für den Besitzer Rihs stellt sich die Frage ob ein solches Team das nur in der zweiten Liga mitfahren kann, noch Sinn macht. Mit Sicherheit nicht mit solchen Starfahrern.

Die NZZ schreibt einen recht bösen Kommentar über Rihs und sein Phonak-Team: “Die Quittung

Die vollmundig verbreiteten Phonak-Vorsätze («Doping-Nulltoleranz») waren längst durch falsche Signale (Verpflichtung von Alex Zülle) entkräftet und durch billige Rechtfertigungen («Zülle war nie positiv», «Hamilton kann nicht so dumm sein») ad absurdum geführt worden. Offensichtlich eignete man sich in Stäfa über die Jahre die falschen Mechanismen einer diskreditierten Branche an, ohne sich der Folgen bewusst zu werden. Nach den Fiaskos mit den ursprünglich als Vorzeigefiguren verpflichteten Zülle und Camenzind (EPO-positiv vor Athen, durch die «Güselsack-Affäre» aber schon vorher nicht mehr über alle Zweifel erhaben) bietet die «Schweizer» Sportgruppe, in der englisch und spanisch kommuniziert wird, auch keine Identifikationsmöglichkeit für hiesige Radsportanhänger mehr. Ein Glarner Manager reicht dazu nicht aus, zumal in dieser Funktion nicht Charme und Schalk ausschlaggebend sind, sondern Führungsqualitäten. Doch bei Phonak konnte ausgerechnet im heikelsten Bereich jeder tun und lassen, wie ihm beliebte: Die medizinische Betreuung durch «Privattrainer» und andere Gurus wurde in Stäfa toleriert, «weil branchenüblich» (Freuler). Ob der unglücklich agierende Freuler ein Opfer des spontanen Herrschaftsstils Rihs’ war oder ob der frühere Profi und des Amphetamin-Dopings Überführte (1991) schlicht keinen Glauben an sauberen Radsport hat, ist eine offene Frage.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp