Kommentatoren-Check: Marco Hagemann

Es dürfte wohl kaum ein Thema geben, bei dem der geneigte Sport-Fan gereizter reagiert, als dass Thema “TV-Kommentatoren”. Konsens oder gar Frieden? Zwecklos. Man wird sich nicht einig. Außer das Faßbender Beckmann doof ist.

PREMIERE wartet in dieser Saison mit einer Reihe von neuen Fußball-Kommentatoren auf, ohne das mir Abgänge in größeren Quantitäten bekannt wären. Vermutlich stockt man auf, angesichts der gewachsenen Zahl an Fußball-Übertragungen, Stichwort WM-Qualifikationsspiele.

Einer der neuen ist Marco Hagemann, zuletzt am Sonntag beim Manchester-Derby zu hören.

Kommentatoren lassen sich in drei Kategorien einteilen. Da gibt es die Top-Kategorie, da geht innerlich die Sonne auf, wenn die Herren/Damen vor dem Mikro Platz nehmen und ihre Stimme erklingen lassen.

Am anderen Ende der Skala gibt es die Kategorie die man mit dem Wort “Umschalt-Impuls” bezeichnen kann. Diese Kommentatoren sind der Grund, warum man 105 Minuten lang mit hängenden Schultern das Geschehen auf dem Fernseher über sich ergehen läßt, sogar den ukrainischen O-Ton aparter findet oder immer wieder zu “Tiere suchen ein Zuhause” im Dritten rüberzappt.

Schließlich gibt es die Kategorie dazwischen: neutral.

Marco Hagemann, den ich bislang nur bei ausländischen Fußballübertragungen gehört habe, gehört in die mittlere Kategorie.

Es fällt auf, dass nahezu die komplette Riege an Neuzugängen – spontan fallen mir Jochen Siems und Sven Schröter ein – recht farblos daher kommt. Sie fallen nicht negativ auf, aber so richtig im Gedächnis haften bleiben sie nicht. Kommentierung als Dienstleistung die beim Zuschauer abgeliefert wird. Punkt. Nicht ein Jota mehr oder weniger.

Hagemann gab während des Spiels quasi null Informationen über taktische Ein- und Umstellungen. Er zeigte ein gewisses Maß an Detailwissen über die PREMIERE-League, aber nichts was über das hinausgeht, dass ich von einem Print aus der PREMIERE-Datenbank erwarte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der man in Sachen Ronaldo immer richtig lag oder sich nur mißverständlich ausgedrückt hat.

Die Tonlage klang etwas bemüht pathetisch, es fehlte die lockere Begeisterung, die spontane Euphorie eines “Mikrophon-Fressers” wie Wolff Fuss.

Über Hagemann selber ich im Internet kaum etwas herausgefunden. Es gab einen Marco Hagemann der als Sportjorunalist für das Westfalen-Blatt geschrieben hat. Dieser hat zumindest mal in München gewohnt und ist nun ca. 27 Jahre alt. Würde also alles auf einen PREMIERE-Kommentator passen. PREMIERE holt durchaus öfters Reporter der schreibenden Zunft vors Mikro, siehe Jessica Kastrop (u.a. BILD).

Unterm Strich: Marco Hagemann man nichts falsch, d.h. in der ARD wäre er damit schon ein Spitzenmann. Aber ich werde weiterhin die Kommentierung im englischen O-Ton vorziehen.

PS: Eines muss ich noch los werden. Falls Michael Born mitliest: so sehr ich vor 1-2 Jahren Sie gescholten habe, Sie haben sich inzwischen gemacht. Irgendwann mal mehr dazu.

Nachtrag

Nach seiner Kommentierung eines Premier-League-Spiels im Februar 2005 komme ich in Sachen “Marco Hagemann” zu einem anderen, positivereren Schluß: “Kommentatoren-Check: Marco Hagemann, die Zwote

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Noch ist die Premier League (mit drei E) keine PREMIERE League (mit vier E). So viel Geld wird Premiere selbst nach dem frisch geplanten Börsengang nicht übrig haben ,-)

    Viele Grüße,
    SurfGuard

  3. Mist, es sind natürlich vier E in PrEmiEr LEaguE, und fünf in der falschen Variante.

  4. Also ich finde den Hagemann nicht schlecht. Ich habe ihn desöfteren im DSF bei LaOla gehört und nun das erste mal bei Premiere. Ich finde, er braucht sicher noch ein wenig Zeit, aber er kann ein Guter werden, wenn er sich denn weiterentwickelt. Fußball-Sachverstand hat er ja. Die Stimme jedenfalls ist klasse. Aus ihm kann was werden. Und außerdem haben die Kollegen Fuß, Born, Leopold auch mal klein angefangen. Hagemann ist jedenfalls besser als Siems und Schröter, was meint ihr?

  5. Marco Hagemann
    Also ich habe ihn öfters beim DSF gehört und muß schon sagen: Das wird mal ein ganz GROSSER. Bei Premiere war er jetzt glaube ich live erst 4 oder 5 mal und dafür war es recht ordentlich. Meine Frau (keine Anhnung von Fußball) ist total in seine Stimme verknallt, hoffentlich bleibt es nur bei der Stimme. :-)) Weiter so, junge Leute braucht das Land. Die bereits bekannten haben auch mal klein angefangen und es ist noch kein Meister vom Himel gefallen. Mir gefällt der Junge.

  6. @Mickey + Geko:
    Immer dran denken: beim Kommentieren unter unterschiedlichen Nicks, kurz mal offline gehen und sich neu einwählen, damit man auch unterschiedliche IP-Adressen hat…

    Wie gesagt: ich fand den Hagemann nicht so speziell, dass ich ihm jetzt schon eine große zukunft vorhersagen möchte, kann auch keine großartigen, qualitativen unterschiede zu siems oder schröter entdecken.

    Das Manchester-Derby gab zwar nicht wirklich viel her, aber die Kommentierung war mir zu “linear”, die Formulierungen zu vorhersehbar. “Ich sehe, also spreche ich…”. Das reicht m.E. nicht, um ihn ins oberste Regal zu setzen.

  7. Naja, ob Deine Meinung so objektiv ist, das bezweifle ich doch sehr. Du bist, und das verschweigst Du ja nicht, ein Fuss-Fan. Obwohl ich Fuss manchmal zu übertrieben finde und außerdem zum Teil sehr schwache Einschätzungen in taktischen Dingen bringt. Fuss lebt von der Stimme, mehr nicht. Nunja, gut das es unterschiedliche Geschmäcker gibt.

  8. so gesehen, gibt es bei der diskussion per se keine objektive meinung, da wohl jeder seine lieblinge besitzt. auch wenn ich nicht weiß, warum ein “pro-fuss-ler” gleichzeitig ein “anti-hagemann” sein soll.

    ich denke fuss lebt von mehr als seine stimme. den kannst du morgens um drei aus dem schlaf reißen und er kann die zum anstehenden WM-qualifikationsspiel bolivien – chile alle details zur bolivianischen nummer neun erzählen. zumindest macht er diesen eindruck.

    inhaltlich ist er zwar auch auch nicht der große taktiker vor dem herrn, aber von ihm kommt schon mehr als von hagemann am sonntag (wobei es gewiss etwas unfähr ist, es nur an einem spiel aufzuhängen). worin fuss ein großer ist und was nur wenige kommentatoren beherrschen: er kann ein spiel “antizipieren”, d.h. er erkennt schlüsselmomente, momente an denen “ein spiel kippt” oder eine mannschaft “zurückkommt”.

    das eine mannschaft zurückgedrängt ist, ist schildern des zustands (das was ich meine mit: “ich sehe, also spreche ich“). gute kommentatoren sehen die symptome dafür sehr früh und schildern sie. ich bin bereit zu konzedieren, dass manU – manCity nicht wirklich viel material für so etwas bot.

    der dritte punkt den fuss über seine stimme hinaus auszeichnet: seine formulierungen sind nicht vorhersehbar, durchaus originell und ohne aufgesetzt oder peinlich zu wirken.

    diese balance ist höllisch schwer hinzukriegen. werner hansch ist ein beispiel für unvorhersehbare formulierungen, originell aber meistens sehr bemüht wirkend. hansch hat es überhaupt nicht gut getan, vom radio wegzugehen. im fernsehen hat er angefangen über seine sätze nachzudenken bevor er sie ausspricht und befindet sich in seinen kommentierungen permanent auf der suche nach dem nächsten gag.

    in die gleiche schublade muss man kerner und beckmann packen.

    wenn ich mir ein kommentator-züchter wäre, ich würde den reif und den fuss (w.) miteinander kreuzen. reif wird leider mit der zeit immer renitenter. zieht man seine formkurve mit dem lineal weiter, würde ich empfehlen nach der WM 2006 aufzuhören um nicht all zu sehr an sein denkmal zu kratzen.

    wolff fuss fehlen derzeit die top-spiele, wird für meinen geschmack zu häufig nur in der konferenz gebracht.

    knapp dahinter (in sachen fußball) eine latte von leuten, bei denen ich mich nicht auf die “position drei” festlegen würde wollen: tom bayer, markus lindemann, thomas wagner, ralf itzel und vielleicht noch 1-2, die mir gerade nicht einfallen.

  9. Dogfood,

    benötigst Du Infos zu Marco Hagemann, um Deine Kommentatoren-Sammlung zu vervollständigen?
    Ich könnte helfen, sollte Bedarf bestehen… LG

  10. Zu den Kommentatoren Wolff Fuss, Marcus Lindemann, Tom Batels, Tom Bayer, Fritz von Thun und Taxis, Marcel Reif habe ich detaillierte Information über Hobbys, Geburtsdatum usw. (incl. Bild).

  11. P.S: Wo kann über die anderen Kommentatoren Information herbekommen und kann man irgentwo einsehen welcher Kommentator bei Premiere welches Spiel kommentiert?

  12. Die Informationen wer welches Spiel kommentiert, ist der PREMIERE-Website zu entnehmen. Im Falle der Fußball-Bundesliga sind auf der Startseite der Bundesliga unten rechts die Spiele des aktuellen Spieltages aufgeführt. Hinter den Links zu den einzelnen Spielen befinden sich längere Beschreibungen der Spiele und eben auch die Kommentatorennamen. Aktuell z.B. Bochum – Bayern.

  13. Hallo,

    der Marco Hagemann, der einst beim WESTFALEN BLATT arbeitete, ist derjenige, der auch für PREMIERE und DSF kommentiert.
    Bevor er seine Arbeit begann war er Sportjorunalist für das WESTFALEN BLATT und bei einem örtlichen Sportverein (VfB Schloß Holte 1919 e.V.) als Trainer, Betreuer und Vorstandsmitglied tätig.

    Gruß, Alex

  14. http://www.dsf.de/de/programm/pr-infoservice/prin-moderatoren/prinmo-uebersicht/moderatoren-home.html

    Fall noch Fragen sein sollten, werden alle auf der Seite beantwortet.

    Wünsche noch eine spannende WM 2006 und hoffe das am4. Juli 06 Italien geschlagen wird. Das ist noch eine Revanche aus März 06 offen.