Kein Bock aufs Laufen
Ricky Williams, einer der Top-RunningBacks dieser Tage, hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Aus Bocklosigkeit. Er möchte andere Dinge in seinem Leben tun. Herumreisen, Zeit mit seiner Frau verbringen. Angeblich soll ein Europa-Trip mit Lenny Kravitz ihn auf diese Gedanken gebracht haben.
Sein Arbeitgeber, die Miami Dolphins, sind völlig geschockt. Zwar hat Williams immer wieder in der Offseason mangelnde Motivation durchblicken lassen, aber Headcoach Dave Wannstedt war felsenfest davon überzeugt, das wieder hinbiegen zu können. Und nun stehen die Dolphins eine Woche vor dem beginn der NFL-Trainingscamps mit einem mäßigen Pass-Offense und Null Laufspiel da. Ein paar Tage früher und man hätte sich in den Bewerb um den in Tennessee entlassenen Eddie George einschalten können, aber der scheint sich nun für Dalls entschieden zu haben.
Dies erinnert mich sehr stark an den Rücktritt meines Lieblings-NFL-Spielers, Barry Sanders, dem RB der Detroit Lions, der ebenfalls plötzlich seinen Rücktritt verkündete und als absoluter Ausnahmestar von heut’ auf morgen vom Erdboden verschwand. Hier und da hörte man noch, das Sanders sich auf einem längeren Europa-Trip befände.
Ricky Williams, der ein eigenes Blog unterhält (selbst geschrieben und mit interessantem FAQ) ist eine komplexe Persönlichkeit gewesen.
Er wurde 1999 von den New Orleans Saints gedraftet. Glückspieler Coach Mike Ditka setze alles auf Williams und gab alle anderen Picks weg, um diesen einen Spieler zu bekommen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen und Williams zerbrach daran. Was erst später diagnostiziert wurde: er leidet an einer Krankheit: “Social Anxiety Disorder”, einer Psychose vor sozialen Kontakten, einer Angst vor jeglichen Kontakten mit Mitmenschen.
Williams Weigerung mit seinen Mannschaftskollegen oder mit den Fans zusammenzukommen, wurde ihm damals als Arroganz ausgelegt, schnell war er unten durch, der Kreislauf in die Depression beschleunigte sich.
Obwohl diese Krankheit bereits zu seiner Zeit bei den Saints bekanntgeworden war, gab es dort keine Zunkunft mehr und er wurde 2002 zu den Miami Dolphins verschoben.
Dort bereitete man das Team und die Öffentlichkeit auf Williams und seiner Krankheit vor und kam mit seinen “Eigenarten” besser zurecht. Williams dankte mit Ausnahmeleistungen.
So gesehen, als letztes Vermächtnis des NFL-Ricky-Williams, sollte man sein FAQ durchlesen, dass einen Streifzug quer durch das Leben von Ricky Williams darfstellt.
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