Jones – Tarver: Ein König geht KO
Heute nacht fand ein Re-Match zwischen Roy Jones Jr. und Antonio Tarver statt.
Das erste Match fand am 8ten November statt und endete in einen umstrittenen Punktsieg für Jones. Jones war frischgekürter Schwergewichtsweltmeister gegen Ruiz geworden und musste für diesen Kampf zehn Kilo abspecken. Ab Kampfmitte sah man Jones immerhäufiger tief durchatmen. Nichtsdestotrotz hatte Jones für mich damals den Kampf klar gewonnen, weil er zwar die Runden nur knapp gewinnen konnte, aber viele Runden. Tarver schlug viel, aber auch viel auf der Deckung. Der Fight spaltete die Fan-Gemeinde. Was sollte besser bewertet werden? Schlag-Quantität oder Qualität?
Der Kampf heute nacht begann mit einem wesentlich aggressiveren Jones, der von Anfang an klar machte, wer Chef im Ring ist. Tarver, der im ersten Kampf in jede Runde seine 2, 3 Phasen hatte in denen er Jones an den Seilen stellte und mit einem dreisekündigen Schlaghagel zudeckte, war heute noch passiver.
Jones begeisterte mich durch wirklich exzellente Schläge, fast “individuell” auf die Situation angepasst und nicht bling den Jab des Jab willens geschlagen und eine 08/15-Rechte hinterhergeworfen. Es schien fast so, als wären auch Jones Fäuste mit kleinen Hirnen ausgestattet.
Aber: das ist Boxen. Jones schlug in der 2ten Runde 1-2 Schläge, der letzte ein Streifschlag. Tarver dreht sich ab und schmeisst blind eine Linke die Jones auf den Punkt trifft. Jones mit Schwung in den Konter gerannt, verdreht sofort die Augen und schlägt krachend mit dem Rücken auf den Boden, rutscht in einer Ecke halb unter die Ringseile durch.
Der Ringrichter zählt an, bei vier fängt Jones an zu krabbeln, bei sechs versucht er aufzustehen und kippt nach links ab. Ende. Aus.
Es war im Grunde genommen, Tarver wird es nicht gerne hören, ein “lucky punch”. Ein “lucky punch” der vielleicht die Karriere von Jones beendet, so wird gemunkelt.
Ich glaube nicht daran. Jones ist ein intelligenter Boxer und weiß was da vorgefallen ist. Nach dem eher enttäuschenden Auftritt im November hat er sich sauber vorbereitet und kam gut eingestellt an den Ring. Sein Alter ist also nicht das Problem. Heute war es schlichtweg nur sein Glück, bzw. die Abwesenheit von eben jenem.
Jones glaubt nicht an einen dritten Kampf. Er hält Tarver als Gegner nicht attrraktiv. Was er nicht sagt, was aber jeder in der Box-Szene erzählt: Jones will nur noch 1-2 Kämpfe machen und dabei die große Kasse machen. Jones hat es immer laut gesagt: er will Tyson vor die Fäuste bekommen. Vielleicht auch noch einen der Klitschkos.
Es ist wahrscheinlich zu früh einen Abgesang auf Roy Jones Jr. zu machen.
Aber nachdem PREMIERE heute nacht nicht nur diesen Fight, sondern auch den ersten Kampf vom November gezeigt hat, und in den letzten Monaten mit Winky Wright, Mayorga, De La Hoya, Spinks, Klitschko usw. so ziemlich alles zu sehen war, was derzeit im Ring Rang und Namen hat, schließe ich mich der Meinung an, das Roy Jones Jr. der derzeit beste Boxer ist.
Er ist es nicht nur von den boxerischen Qualitäten, wo er für meinen Geschmack sogar ein Ausnahmekönner vom Schlage Sugar Leonard, Ali o.ä. ist. Ich meine auch seine Star-Qualitäten. Nachdem er vor Jahren noch überzogen hat, versteht er es nun genau das Maß an Star-Allüren zu zeigen, die jemanden faszinierend, aber nicht abstoßend machen. Autoritär, aber nicht abstoßend.
Reaktionen